Lichtgedanken 06
Rubrik 13 06 | LICHT GEDANKEN unser Vorschlag einer Digitalisierungs- pauschale: Pro Studierendem eine be- stimmte Summe pro Jahr zahlen, um die Digitalisierung aufzubauen. Vom Gutachter der Expertenkommis- sion zum Vizepräsidenten der Univer- sität Jena: Wie steht es um die Digitali- sierungsstrategie unserer Universität? Auch bei uns war Digitalisierung lan- ge kein richtiges Thema und lediglich beim CIO-Gremium angesiedelt. Aber Digitalisierung ist mehr als eine Hard- wareangelegenheit, eine Nutzerper- spektive gab es bisher in der Universität letztendlich nicht. Projektfinanzierung gibt es hier und da, aber die ergibt noch keine gute Gesamtentwicklung. Jetzt ar- beiten wir an einer Strategie. Wir haben dazu die Stabsstelle Digitale Universität eingerichtet, in der derzeit in engem Kontakt mit dem Präsidium eine Digi- talisierungsstrategie aufgesetzt und da- nach umgesetzt wird. Ich erwarte, dass wir den ersten Entwurf Mitte des Jahres vorliegen haben. Was müssen die Pflichtziele sein beim Thema Digitalisierung? Digitalisierung ist Mittel zum Zweck, kein Selbstzweck. Sie muss helfen, die Arbeit in der Forschung, in der Lehre, in der Verwaltung zu unterstützen. Sie muss von den Mitarbeiterkompetenzen unterstützt sein, das heißt man muss den Menschen helfen, die neuen Tech- nologien auch anwenden zu können. Sie müssen verstehen, worin der Nutzen besteht und warum es der eigenen Ar- beit hilft. Alles muss aufeinander abge- stimmt sein, individuelle Sonderwege kann es nicht geben. Es muss insgesamt ein komplementäres Konstrukt sein, das sich insbesondere durch permanen- te Weiterentwicklung auszeichnet. Es muss immer etwas Neues hinzukom- men können, man sollte auch Altes ab- stoßen können. In welchem Zeitraum können diese Ziele umgesetzt sein? In fünf bis sieben Jahren wird man die ersten Früchte sehen können. Es gibt je- doch auch immer etwas, das man schnell umsetzen kann. Beispielsweise werden demnächst alle Fakultäten eine Software einsetzen können, die die Be- rufungsverfahren erheblich erleichtert. Aber ein umfassendes System, in dem auch die Lehre eine Rolle spielt, in dem wir ausprobieren können, welche For- mate in welchen Studiengängen gut an- wendbar sind, das muss erst aufgebaut werden. In der Forschung sind wir schon relativ weit, aber auch da kann man noch mehr für die Digitalisierung sensibilisieren. Es gibt auch Fakultäten und Uni-Angehörige, bei denen noch das Eis gebrochen werden muss, um die Vorteile digitaler Technologien wahrzu- nehmen. Denn vorschreiben kann man es nicht, nur nahelegen. Verwaltung ist ein spezielles Problem, nicht nur beim Thema Enterprise-Resource-Planning (ERP). Auch hier versuchen wir, die Dinge neu aufzusetzen. Prof. Dr. Uwe Cantner (r.) bei der Übergabe des diesjährigen Jahresgutachtens der Experten- kommission Forschung und Innovation (EFI) an Bundeskanzlerin Angela Merkel (4. v. r.) im Februar 2019 in Berlin. Cantner ist seit dem Jahr 2000 Professor für Volkswirtschaftslehre/Mikroökonomik an der Friedrich-Schiller-Universität. Seit 2014 ist er Vizepräsident für wissenschaftlichen Nachwuchs und Gleichstellung. Er forscht zu innovationsöko- nomischen Fragestellungen, Industriedynamik und Evolution sowie Kooperation und Netzwerke. Seit 2015 ist er Mitglied der Expertenkommis- sion und seit Mai 2019 deren Vorsitzender. Die Kommission berät die Bundesregierung zu Forschung, Innovation und technologischer Leistungsfähigkeit.
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