Lichtgedanken 05

Rubrik 9 05 | LICHT GEDANKEN Wir sind in bestimmten Forschungs- bereichen weltweit sichtbar und wett- bewerbsfähig. Und das nicht nur mit unserem Exzellenzcluster. Auch in den Geistes- und Sozialwissenschaften, etwa mit der Romantikforschung oder der Forschung zum sozialen Wandel und natürlich im Bereich Optik und Photonik. In diesen Bereichen rekru- tieren wir international herausragende Forscherinnen und Forscher. Von unse- ren neu berufenen Professorinnen und Professoren kam im Jahr 2018 ein Viertel aus dem Ausland. Und auch bundesweit werden wir als leistungsstarke Universität wahrge- nommen: In allen großen Förderpro- grammen des Bundes waren wir in der letzten Zeit erfolgreich, beispielswei- se in der Förderinitiative »Innovative Hochschule«, bei der »Qualitätsoffensi- ve Lehrerbildung«, im »Tenure-Track- Programm« für den wissenschaftlichen Nachwuchs oder bei den neuen »Max Planck Schools«, von denen eine von Jena aus koordiniert wird. Wir haben seit 2013 sechs Sonderforschungsbe- reiche neu eingerichtet. Das kann sich sehen lassen und bestätigt das vorhan- dene Forschungspotenzial an unserer Universität. Wo wird die FSU in sieben Jahren ste- hen, wenn die erste Förderperiode für den Exzellenzcluster ausläuft? Ich werde mich dafür einsetzen, dass sich die eben beschriebene Entwicklung fortsetzt und wir mittelfristig unter die Top 20 der Universitäten in Deutsch- land kommen. Dazu müssen wir weiter- hin erfolgreich sein bei der Einwerbung von Einzelanträgen und Verbundpro- jekten. Ich hoffe, dass wir zwei bis drei neue Sonderforschungsbereiche in den kommenden zwei Jahren einwerben und dass wir 2025 in der Position sein werden, ein weiteres Exzellenzcluster zu beantragen. Chemische Kommunikation zwischen Grünalgen und Bakterien Fundamentale Kontrollmechanismen in komplexen Biosystemen aufzuklären, das ist das Ziel des Sonderforschungsbereichs »ChemBioSys« (s. S. 10). Dieser Forschungsverbund bildet eine wesentliche Säule des Exzellenzclus- ters »Balance of the Microverse« , der ab 2019 mit rund sechs Millionen Euro jährlich gefördert wird. Das Team um Prof. Dr. Maria Mittag und Dr. Severin Sasso vom Mathias- Schleiden-Institut für Genetik, Bioinformatik und Molekulare Botanik widmet sich im Rahmen des SFB »ChemBioSys« dem Zusammenleben von einzelligen Grünalgen ( Chlamydomonas reinhardtii ) und anderen Mikroorganismen. Aktuell studieren die Forscherinnen und Forscher das Wechselspiel von Grünalgen und Bakterien der Art Pseudomonas protegens . Dabei haben sie eine erstaunliche Entdeckung gemacht: Wenn die nur etwa zwei Mikrometer großen Bakterien die etwa fünf Mal größeren Grünalgen umzingelt haben, entsteht ein tödlicher Giftcocktail. Für die Algen geht die Begegnung nicht gut aus. Sie verlieren ihre Geißeln, mit deren Hilfe sie sich normalerweise schwimmend fortbewegen. Sie verformen sich, verlieren die Fähigkeit, sich zu vermehren und die meisten von ihnen sterben schließlich ab. In Kooperation mit dem Team um Prof. Dr. Christian Hertweck vom Leibniz- Institut für Naturstoff-Forschung und Infektionsbiologie – Hans-Knöll-Institut konnten Prof. Mittag und ihre Kollegen den dabei zugrundeliegenden chemi- schen Mechanismus aufklären. So fanden sie Hinweise, dass die Bakterien eine chemische Substanz freisetzen, die in den Algen bestimmte Ionenkanäle aktiviert. Das führt zu einem raschen Einstrom von Kalziumionen, was den Verlust der Geißeln zur Folge hat. Die Abbildung oben zeigt eine Agarplatte mit einem dichten Rasen aus Grün- algen. Um das kleine runde Pad in der Bildmitte, das Pseudomonas protegens enthält, ist ein deutlich gehemmtes Algenwachstum als Halo zu erkennen.

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