Lichtgedanken 05
Rubrik 7 05 | LICHT GEDANKEN »Light, Life, Liberty – Connecting Visions« Uni-Präsident Prof. Dr. Walter Rosenthal auf Stippvisite im Matthias-Schleiden-Institut für Genetik, Bioinforma- tik und Molekulare Botanik: Hier wird in Zukunft im Rahmen des Exzellenzclusters »Balance of the Microverse« an einzelligen Grünalgen geforscht. Im Interview spricht er über das Ergebnis des Wettbewerbs zur Exzellenz strategie und die Profilbildung der Friedrich-Schiller-Universität. INTERVIEW: UTE SCHÖNFELDER Wenn Sie hier in diesem Labor stehen, wird da der Forscher in Ihnen wach? Absolut. Es ist faszinierend zu sehen, dass eine Algenzelle vieles gemeinsam hat mit einer menschlichen Zelle. Alle Lebensprozesse sind Variationen eines »Themas«, das ist wie in der Musik. Es gibt universelle biologische Grundla- gen, die in äußerst vielfältigen Formen in Erscheinung treten. Für welche Aspekte interessieren Sie sich persönlich besonders, die im Ex- zellenzcluster »Balance of the Micro- verse« untersucht werden? Das Tolle an diesem Cluster ist, dass es sehr grundlegende Fragen stellt. Etwa wie Einzeller, also sehr simple Organismen, hochkomplexe Gemein- schaften bilden können. Wir wissen, dass Mikroorganismen über chemische Moleküle miteinander kommunizieren, aber die Grundregeln, nach denen dies passiert, kennen wir noch nicht. Und genau das ist der Ansatz des Clusters, diese Grundregeln aufzuklären. Das ist spannend. Auch deshalb, weil dadurch vielfältige Anwendungen möglich wer- den. Denn diese Mikrobengemeinschaf- ten sind nicht zuletzt für uns Menschen immens wichtig. Wir sind von Mikroor- ganismen besiedelt: im Mund, in der Lunge, im Darm. Die Mikrobengemein- schaften haben konkrete Auswirkungen auf unsere Gesundheit. Es ist der Reiz dieses Clusters, dass man grundlegende Fragestellungen mit konkreten Anwen- dungsaspekten verknüpft. Wie haben Sie denn den 27. Septem- ber erlebt, als das Ergebnis des Exzel- lenzwettbewerbs des Bundes und der Länder bekanntgegeben wurde? Das war in erster Linie eine große Freu- de für mich. Ich war immer sehr zuver- sichtlich, was unsere Erfolgschancen anbelangt. Allerdings ist das Ergebnis angesichts des harten Wettbewerbs alles andere als selbstverständlich. »Balance of the Microverse« ist das erste Exzel- lenzcluster der Friedrich-Schiller-Uni- versität überhaupt. Und das haben wir auch gebührend gefeiert. Wir haben uns mit den beteiligten Wissenschaftlerin- nen und Wissenschaftlern im Senats- saal getroffen; der Sprecher des Clus- ters, Prof. Axel Brakhage, der selbst an diesem Tag im Ausland war, war per Skype zugeschaltet. Das war ein toller Moment. Dennoch gab es sicher auch enttäusch- te Gesichter, denn der zweite Clus- terantrag der Universität »Enlighte- ning the Receptome« ist ja nicht zur Förderung ausgewählt worden. Ja, aber die Arbeit, die wir hier investiert haben, ist dennoch nicht umsonst gewe- sen. Zum einen beinhaltet dieses Cluster einen ganz starken methodischen Teil auf dem Gebiet der hochauflösenden Mikroskopieverfahren. Diesen Bereich wollen wir weiter ausbauen. Davon werden die Lebenswissenschaften und angrenzende Bereiche profitieren, wie die Chemie, die Physik oder die Materi- alwissenschaften. Und zum anderen hat uns die Tatsache, dass wir mit zwei Clustern im Rennen waren, als Universität insgesamt voran- gebracht. Einblick in ihre Forschungsarbeiten an den einzelligen Grünalgen Chlamydomonas reinhardtii geben dem Präsi- denten der Universität Jena, Prof. Dr. Walter Rosenthal, Prof. Dr. Maria Mittag (l.), Doktorandin Yu Hou (r.) und Doktorandin Vivien Hotter (2. v. r.).
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