Lichtgedanken 05
Rubrik 56 Die Jenaer Exponate im Detail – Das Bild rechts zeigt die Vitrine im Louvre Untere Reihe von links nach rechts: Oinochoe (650 bis 600 v. Chr.) »Oinochoe« bezeichnet eine Kanne mit einer Öffnung in der Form eines Kleeblatts. Sie wurde zum Ausschenken von Wein verwen- det. Die »Bucchero«-Oinochoe der Campana-Schenkung besteht aus einem eiförmigen Körper mit ringförmigem Fuß und breitem Griff. Der Bauch ist geriffelt und wird von mehreren konzentri- schen Kreisen umschlossen. Kelch (600 bis 570 v. Chr.) Der Kelch besteht aus der schwarzen, mattglänzenden Keramik der Etrusker, die als »Bucchero« bezeichnet wird. Sein oberes Ge- fäß ist von drei konzentrischen Kreisen umschlossen und weist in seiner Mitte einen Buckel (»Omphalos«) auf. Eine Besonderheit des Kelches sind seine »Karyatiden«, weibliche Figuren, die eine tragende Funktion ausüben. Amphora des Sophilos (600 bis 570 v. Chr.) Die Amphore aus Terrakotta, die in einem etruskischen Grab gefunden wurde, stammt ursprünglich aus Athen. Auf der Vorderseite sind zwei Löwen abgebildet, die ihre Köpfe nach hinten drehen. Auf der Rückseite betrachten zwei Sirenen einander. Schwarzfigurige Amphora (500 v. Chr.) Die Amphore aus Terrakotta zeigt auf der Vorderseite Herakles im Ring- kampf mit dem Meeresgott Nereus. Auf der Rückseite sind zwei Hopli- ten in Bewegung abgebildet. Gipsabguss einer weiblichen Statuette (vor 1864) Das Original der weiblichen Statuette befand sich ursprünglich in der Campana-Sammlung in Rom. Campana ließ von ihm diesen Gipsab- guss anfertigen. Im Jahr 1864 wurde die Nachbildung dem Archäologi- schen Museum der Universität Jena gestiftet. Hinter den Kulissen Leihgaben für den Louvre Sieben Objekte aus den Antikensammlungen der Universität Jena sind derzeit auf Reisen: Per Spezial- spedition ging es Ende Oktober in den Louvre nach Paris. Dort sind die Stücke in der Schau »Un rêve d‘Italie – la collection du marquis Campana« (Ein Traum von Italien – Die Sammlung des Marchese Campana) zu sehen. Die Ausstellung wird bis Februar 2019 gezeigt. Die Pariser Ausstellung vereint große Teile der Samm- lung von Giampietro Campana (1808 –1880), einer schillernden Figur der Kunstszene im 19. Jahrhundert. Campana wurde schon in jungen Jahren Bankdirektor und trug eine der größten Antikensammlungen seiner Zeit zusammen, er finanzierte sogar selbst Ausgra- bungen. Eine Schenkung an Herzog Joseph von Sach- sen-Altenburg bildete 1846 den Grundstock für das Ar- chäologische Museum der Jenaer Universität. Ein paar Jahre später verdüsterte sich der Himmel für Giampietro Campana. Seine Sammlung wurde ver- kauft, nachdem der Sammler 1858 wegen Veruntreu- ung angeklagt worden war. Campana hatte Geld sei- nes Arbeitgebers verwendet, um seine Sammlung zu erweitern. Dafür wurde er zu zwanzig Jahren Festungshaft verur- teilt; den Großteil der Sammlung erwarb Napoleon III. für den Louvre. Nun, gut 150 Jahre später, werden die Exponate für eine Weile wieder vereint. »Für uns ist es etwas Besonderes, diese Leihgaben an den Louvre zu geben«, sagt Dr. Dennis Graen, der Kustos der Antikensammlungen. Das heraus- ragende Stück unter den Exponaten ist die bemalte Amphore des Töpfers und Vasenmalers Sophilos ausAthen, die aus einem etruskischen Grab stammt und um das Jahr 580 vor Christus entstanden ist. Sophilos sei einer der ersten Künstler gewesen, der seine Werke signierte, sagt Dennis Graen. Weitere Stücke sind etruskische Keramiken, soge- nannter Bucchero, darunter ein Räuchergefäß und eine Weinkanne. Ergänzt werden die Leihgaben für Paris durch drei weitere Exponate, die bereits seit Mitte des 19. Jahrhunderts zur Jenaer Sammlung gehörten, jedoch in den 1980er Jahren in den Besitz der Stiftung Preußischer Kulturbesitz gelangten. Eines der Exponate, der Gipsabguss einer Frauen- büste aus Etrurien, wird in Paris neben dem Origi- nal aus Terrakotta gezeigt. TEXT: STEPHAN LAUDIEN UND TILL BAYER
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