Lichtgedanken 05

Rubrik 55 05 | LICHT GEDANKEN Ticker Fliegende Keime Armlehnen, Klapptische, Gurte: Auf zahlreichen Oberflä- chen in Verkehrsflugzeugen siedeln zum Teil gefähliche Krankheitserreger. Mit dem stetig steigenden Flugverkehr reisen auch Keime rund um die Welt. Wo sie am häufigs- ten anzutreffen sind und wie sich die Keimbelastung in Flugzeugen reduzieren lässt, das haben Jenaer Material- forscher um Prof. Dr. Klaus D. Jandt erstmals systematisch analysiert (DOI: 10.1016/j.tmaid.2018.07.011). Als »infek- tiöse Hotspots« machten sie u. a. Sitzbezüge, Türgriffe und Toilettenspültasten aus. Die Überlebensfähigkeit der Mi- kroben hänge entscheidend von den Materialien und de- ren physikochemischen Oberflächeneigenschaften ab, so das Forschungsteam. Derzeit arbeiten die Wissenschaftler an neuen antimikrobiellen Materialkonzepten, die speziell in Flugzeugen zum Einsatz kommen sollen.  AB Parasit schont seinen Wirt Parasitismus ist eine absolut einseitige Lebensform: Der Schmarotzer bereichert sich auf Kosten seines Wirtes. Jena- er Pharmazeuten haben nun aber herausgefunden, dass Parasiten unter Umständen auch Rücksicht auf ihren Wirt nehmen – im eigenen Interesse natürlich. Die Forscher haben sogenannte »mobile Elemente« un- tersucht. Das sind Abschnitte von DNA, die das Erbgut von Wirtszellen oder -organismen infiltrieren und sich darin eigennützig vermehren. In seiner Studie konnte das Forscherteam zeigen, dass sich »mobile Elemente« im Ge- nom der Amöbe Dictyostelium discoideum (Foto oben) nicht wahllos einbauen und vermehren. Sie bauen sich nur an ganz bestimmten Stellen im Genom ein, nämlich dort, wo sie keinen Schaden für die Amöbe anrichten (DOI: 10.1093/nar/gky582).  sh Risikoverhalten im Gehirn ablesen Ängstliche Personen gehen weniger Risiken ein – an sich ist das keine überraschende Erkenntnis. Einem Psycholo- genteam um Dr. Barbara Schmidt (Foto oben, l.) ist es jetzt mit Partnern aus Würzburg und Victoria (Kanada) gelun- gen, diesen Entscheidungsprozess im Gehirn sichtbar zu machen – und somit auch das Verhalten einzelner Perso- nen vorhersagen zu können (DOI: 10.1111/psyp.13210). Dafür führten die Forscher ein Experiment durch, um das Risikoverhalten der Probanden zu messen, und beob- achteten währenddessen mittels Elektroenzephalografie (EEG) deren Hirnaktivitäten. Dabei zeigte sich, dass eine bestimmte Gehirnaktivität – die Frontal Midline Theta Po- wer – während des Entscheidungsprozesses besonders er- höht ist. Sie zeigt kognitive Kontrolle – also ein intensives Abwägen – während des Entscheidungsprozesses an. sh Höhenluft lässt Falter wachsen Tropische Nachtfalter sind in den Bergen größer. Das ist das Ergebnis einer Studie, in der Jenaer Wissenschaftler zusammen mit Kollegen aus Marburg und Connecticut (USA) mehr als 19 000 Falter von 1 100Arten vermessen ha- ben (DOI: 10.1111/ecog.03917.). Sie wollten herausfinden, ob sich die Größe von tropischen Schmetterlingen mit der Meereshöhe ändert. »Die Körpergröße spielt eine zentrale Rolle in der Ökologie und Evolution von Organismen«, erläutert Dr. Gunnar Brehm, der Hauptautor der Studie ist. Offenbar gelte bei den Faltern die »Temperatur-Grö- ßen-Regel«, die bislang nur für Säugetiere und Vögel be- kannt war. Diese besagt, dass Tiere sich bei tieferen Tempe- raturen zu größeren Individuen entwickeln. Die Forscher konnten den Trend nicht nur bei unterschiedlichen Arten, sondern auch innerhalb der Arten nachweisen.  AB

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