Lichtgedanken 05

Rubrik 54 Nützliches vom Hallimasch Jenaer Pharmazeuten der Teams um Prof. Dr. Oliver Werz und Prof. Dr. Dirk Hoffmeister haben einen bisher un- bekannten Prozess in Immunzellen bei der Bildung ent- zündlicher Botenstoffe entdeckt – und zwar mit einem ungewöhnlichen Werkzeug. Sie nutzten Melleolid, eine hochwirksame Substanz, die vom Pilz Hallimasch (Foto oben: Pilz in der Petrischale) gebildet wird (DOI: 10.1016/j. chembiol.2018.10.010). Die Forschungsteams konnten nachweisen, dass der Pilzstoff gezielt mit dem Enzym 5-Lipoxygenase in den Immunzellen reagiert und dadurch die Leukotrienbildung hemmt. Leukotriene spielen eine entscheidende Rolle bei einer Vielzahl von entzündlichen Krankheiten und Autoimmunerkrankungen. Mit diesen Erkenntnissen lassen sich nun neue Arzneimittelentwick- lungsstrategien auf den Weg bringen.  sh Gesichter erkennen auch im Alter Psychologen der Universität Jena haben ein Training zur Verbesserung des Gesichtsgedächtnisses entwickelt, das auch im fortgeschrittenen Alter funktioniert (DOI: 10.1016/j.neuropsychologia.2018.08.010). Seniorinnen und Senioren zwischen 61 und 76 Jahren mussten sich für die Untersuchung zwölfmal innerhalb von vier Wochen ver- schiedene Gesichter sowie Namen und Zusatzinformatio- nen einprägen. Für ihr Training setzen die Wissenschaftler fotorealistische Karikaturen ein. »Bei Karikaturen werden bestimmte charakteristische Merkmale eines Gesichts her- vorgehoben, was ihre Wiedererkennung vereinfacht«, er- läutert Studienleiter Prof. Dr. Stefan Schweinberger. Vor und nach den Trainingswochen erstellten die Psychologen ein Elektroenzephalogramm (Foto oben) der Probanden, um den Trainingserfolg nachzuweisen.  sh Genom vom Meersalat entschlüsselt Ein internationales Wissenschaftsteam hat zum ersten Mal das vollständige Genom einer grünen, marinen Großalge sequenziert (DOI: 10.1016/j.cub.2018.08.015). Das Genom des Meersalats »Ulva« besteht aus 98 Millionen Basen- paaren und 12900 Genen. »Das entschlüsselte Genom des Meersalats ermöglicht uns neue Einblicke in entwick- lungsbiologische Vorgänge und fördert unser Verständnis über Wachstum und Vermehrung der Alge«, erläutert Dr. Thomas Wichard von der Uni Jena (Foto oben), der Teil des Forscherteams ist. Der Meersalat ist sowohl von ökologi- scher Bedeutung als auch von kommerziellem Wert: Seine Fähigkeit extrem schnell zu wachsen, macht ihn beispiels- weise zu einer wichtigen Nahrungsquelle. Meersalat wird erfolgreich als Tierfutter angebaut, ist aber auch für den Menschen zum Verzehr bestens geeignet.  PM Kohlenstoff macht Schwefel amorph Auf der Suche nach der Batterie der Zukunft testen Chemi- ker und Materialwissenschaftler Metall-Schwefel-Kombi- nationen, von denen sie annehmen, dass sie einst mit den heute üblichen Lithium-Ionen-Akkus konkurrieren kön- nen. Ein Team aus Jena und Chemnitz um Prof. Dr. Philipp Adelhelm hat jetzt ein Phänomen in diesem Batterietyp entdeckt, das dessen Funktionsweise erheblich beeinflus- sen könnte (DOI: 10.1002/anie.201807295). Aufgrund der schlechten Leitfähigkeit von Schwefel muss dieser mit leitfähigem Kohlenstoff kombiniert werden. Dabei treten beide Stoffe in unerwarteter Weise in Wechselwirkung: Bereits nach wenigen Tagen verliert der Schwefel seine Struktur und wird amorph. Die Forscher gehen davon aus, dass dieses Phänomen Auswirkungen auf alle Arten von Metall-Schwefel-Batterien haben wird.  sh

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