Lichtgedanken 05
Rubrik 44 Die Betriebsratswahlen im Frühjahr 2018 trieben im Vorfeld so manchem Arbeitnehmervertreter die Sorgenfal- ten ins Gesicht, wurde doch ein Rechts- ruck in den Arbeitnehmervertretungen befürchtet. Denn, so zeigen Untersu- chungen von Soziologen der Univer- sität Jena, auch betrieblich aktive und gewerkschaftlich organisierte Arbeite- rinnen und Arbeiter vertreten vermehrt rechtspopulistische Positionen. Aktuell belegt das eine Studie von Sozialwis- senschaftlerinnen und -wissenschaft- lern um Prof. Dr. Klaus Dörre, die das Forscherteam im Berliner Journal für Soziologie veröffentlicht hat. Arbeiterbewegung von rechts Rechtspopulistische Positionen finden wachsende Verbreitung, auch unter gewerkschaftlich organisierten Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern. Die soziale Frage, der Konflikt zwischen »Oben« und »Unten«, gerät zunehmend zu einem Konflikt zwischen »Deutschen« und »Migranten«, wie Soziologen der Uni Jena in einer Studie analysiert haben. Ein Trend, der nicht nur Gewerkschaften in ein Dilemma stürzt. TEXT: SEBASTIAN HOLLSTEIN S O Z I O L O G I E »Zwar haben sich nur wenige Kandida- ten gefunden, die sich während der Betriebsratswahlen auf Listen offensiv dazu bekennen, rechte Positionen zu vertreten«, sagt Dörre. »Doch das be- deutet nicht, dass diese nicht existieren.« Allein 19 Prozent der Arbeitnehmer und 15 Prozent der Gewerkschaftsmitglie- der haben bei der Bundestagswahl 2017 der AfD ihre Stimme gegeben – bei ei- nem Gesamtergebnis von 12,6 Prozent für die Partei ein deutlich überdurch- schnittlicher Wert. In ihrer Studie zeigen die Soziologen, dass die Anhänger rechtspopulistischer Positionen innerhalb der Arbeiterschaft bei weitem nicht nur auf den entspre- chenden Wahllisten zu finden sind, sondern auch unter bereits etablierten und überzeugten Mitgliedern von Ge- werkschaften und Arbeitnehmerver- tretungen. Während einer älteren Un- tersuchung aus dem Jahr 2006 hatten Dörre und Kollegen bereits rechtspo- pulistische Orientierungen bei der Arbeiterschaft festgestellt, bei aktiven Gewerkschaftern war das aber nicht zu erkennen. Inzwischen seien aber auch bei aktiven Minderheiten deutliche Sympathien für die Positionen der AfD und Gruppierungen wie Pegida erkenn- bar.
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