Lichtgedanken 05

S C HW E R P U N K T 35 05 | LICHT GEDANKEN Therapie für Yuna Bereits im Alter von zehn Wochen dia- gnostizierten Ärzte bei Yuna eine selte- ne akute lymphoblastische Leukämie (ALL). Zusätzlich fanden sich Kenn- zeichen im Blut, die typisch für eine akute myeloische Leukämie (AML) sind. Akute Leukämien sind bösartige Erkrankungen des blutbildenden Sys- tems. Die Leukämiezellen unterdrücken die normale Blutbildung im Knochen- mark. Weder spezielle Chemotherapien noch eine Antikörpertherapie an einer Klinik in Valencia schlugen bei der hart- näckigen Leukämie an. Doch ihre Eltern gaben nicht auf. Da sie kurz vor Yunas Geburt von Deutschland nach Spanien ausgewandert waren, suchten sie in Deutschland nach einer Klinik, die ih- rer Tochter mit der Transplantation von blutbildenden Stammzellen helfen kann – und erhielten nach zehn Absagen von anderen Kliniken in Deutschland vom Jenaer Universitätsklinikum eine positi- ve Rückmeldung. »Da es Yuna zu diesem Zeitpunkt trotz ihrer Erkrankung relativ gut ging, sahen wir eine Chance, ihr mit der Transplan- tation von Blutstammzellen helfen zu können«, sagt Prof. Dr. Bernd Gruhn von der Klinik für Kinder- und Jugend- medizin. Ein 50-jähriger Mann aus Bayern wurde als optimaler Stammzell- spender gefunden. Individuell abgestimmte Antikörper zerstören Leukämiezellen effektiv Um das Rückfallrisiko nach einer Trans- plantation zu senken, musste dieAnzahl der Leukämiezellen vorab so weit wie möglich reduziert werden. Da Chemo- therapien in Valencia nicht anschlugen, entschied sich der Jenaer Kinderonkolo- ge für eine individuell auf Yunas Leukä- miezellen abgestimmte Antikörperthe­ rapie. In wöchentlichemAbstand erhielt die kleine Patientin die Medikamente mit einer Infusion. Drei verschiedene Antikörper – »Gemtuzumab«, »Dara- tumumab« und »Inotuzumab« – kamen zum Einsatz und brachten den Wirk- stoff, ein Toxin, in die Leukämiezellen, um sie effektiv zu zerstören. Die kleine Yuna und ihre Eltern können sich wieder freuen. Nach einer achtmonatigen Behandlung in der Klinik für Kinder- und Jugendme- dizin lassen sich bei dem heute 17 Monate alten Mädchen keine Leukämiezellen mehr nachweisen. Bis dahin war es ein weiter Weg. Jenaer Mediziner haben Yuna mit einer individuell auf sie abgestimm- ten Antikörpertherapie das Leben gerettet. TEXT: ANNE CURTH Prof. Dr. Bernd Gruhn, Oberarzt an der Klinik für Kinder- und Jugend- medizin (re.), konnte Yunas seltene, sehr unreife akute lymphoblastische Leukämie mit einer individuellen Antikörpertherapie erfolgreich behan- deln. Links im Bild ist Yunas Vater zu sehen. »Nicht nur die Kombination dieser Anti­ körper, sondern vor allem der Einsatz der Medikamente Daratumumab und Inotuzumab war dabei etwas Besonde- res, da kein Kind bisher in Jena und nur wenige in Deutschland damit behandelt wurden«, macht Gruhn deutlich. Die in- dividualisierte Antikörpertherapie war erfolgreich: Nach der letzten Infusion konnten keine Leukämiezellen mehr im Knochenmark nachgewiesen werden. Doch die eigentliche Transplantation der blutbildenden Stammzellen stand erst noch bevor. Damit die neuen Blut- stammzellen nicht abgestoßen werden, musste Yunas eigenes Knochenmark zerstört und ihr Immunsystem unter- drückt werden. Dafür setzten die Jena- er Mediziner eine erstmals in Deutsch- land genutzte Kombination aus vier verschiedenen Medikamenten ein. An- schließend transplantierten sie Yuna das Knochenmark des Spenders. 30, 60, 100 und 150 Tage später wird Yuna intensiv untersucht – immer mit dem gleichen Ergebnis: Ihr Knochenmark ist frei von Leukämiezellen.

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