Lichtgedanken 05
Rubrik 28 Unter dem Titel »Feuer im Kopf« er- schienen die Autobiografie der kana- dischen Journalistin Susannah Caha- lan und der darauf basierende Film in Deutschland, im Original »Brain on fire«. Die Kritiker fanden den Film nicht überragend, aber er rückte eine erst seit einem guten Jahrzehnt bekannte Krankheit in das Licht der Öffentlich- keit: eine seltene, autoimmun-bedingte Gehirnentzündung. Ausgelöst durch bestimmte Tumore oder Virusinfektio- nen, werden Antikörper gegen Neu- rotransmitter-Rezeptoren im zentralen Feuer im Kopf Der Film »Feuer im Kopf« rückte 2016 eine bis dahin nahezu unbe- kannte Krankheit in die Öffentlichkeit: eine autoimmun-bedingte Gehirnentzündung mit dem komplizierten Namen Anti-NMDA-Re- zeptor-Enzephalitis. Diese seltene Krankheit führt zu Symptomen wie Atemstörungen oder Wahnvorstellungen und ist bis heute nur schwer zu diagnostizieren. Ein deutsch-spanisches Wissenschaftsteam um den Jenaer Neurologen Prof. Dr. Christian Geis konnte nun wesentli- che molekulare Mechanismen der Krankheit aufklären. TEXT: UTA VON DER GÖNNA Nervensystem produziert. In Susannah Cahalans Fall gegen den NDMA-Re- zeptor, was zu Verwirrtheit, Psycho- sen, Koma und Atemstörungen führt. »NDMA« steht für N-Methyl-D-Aspar- tat. Diese Substanz bindet spezifisch an diesen Rezeptor. Inzwischen kennt die Neurologie eine ganze Reihe verschie- dener Unterformen dieser autoimmu- nen Gehirnentzündungen, bei denen das Immunsystem einen Rezeptor auf Nervenzellen attackiert. Eine Forschungsgruppe aus Jena, Bar- celona, Würzburg und Leipzig konnte jetzt die Mechanismen der Autoim- munerkrankung aufklären, bei der der AMPA-Rezeptor zur Zielscheibe wird. »AMPA« ist die Abkürzung für α -ami- no-3-hydroxy-5-methyl-4-isoxazolepro- pionic acid. Der AMPA-Rezeptor zählt wie der NDMA-Rezeptor zu den Gluta- matrezeptoren und steuert die Über- tragung von Nervenimpulsen im Ge- hirn, ist also unerlässlich für Lern- und Gedächtnisprozesse. »Die betroffenen Patienten leiden an Krampfanfällen, Verwirrtheit, Gedächtnisstörungen und Wesensveränderung«, beschreibt Prof. Dr. Christian Geis, Neurologe am Uni- versitätsklinikum und Seniorautor der Arbeit, die Symptome der Erkrankung. Aus Patientenproben gewonnene Antikörper eingesetzt Für ihre Untersuchungen setzten die Forschenden aus Patientenproben ge- wonnene Antikörper ein, die hoch- spezifisch gegen eine Untereinheit des AMPA-Rezeptors gerichtet sind, die besonders für die elektrischen Eigen- schaften des Rezeptors von Bedeutung ist. Rezeptoren mit dieser Untereinheit sind vor allem in der Synapse, der Kon-
RkJQdWJsaXNoZXIy OTI3Njg=