Lichtgedanken 05

S C HW E R P U N K T 26 im Körper, durch die genannte Protein- hülle, oder im Fluss in den Blutgefäßen simulieren lässt. Das müssen aber nicht zwangsläufig Tierversuche sein. Sondern? Wir haben ein Hühnerei-Modell ent- wickelt, das uns Einsicht in das Blut- gefäßsystem ermöglicht und mit dem wir das Verhalten und die Wirkung von Nanopartikeln direkt beobachten können (siehe Reportage S. 20 ff.). Da- mit lassen sich viele Fragestellungen beantworten, die mit einer klassischen Zellkultur nicht zu beantworten wären und wir können die Zahl der dennoch notwendigen Tierversuche deutlich mi- nimieren. Welche Nebenwirkungen können Nanomaterialien denn haben? Das kommt ganz darauf an, um welche Art von Materialien oder Partikeln es sich handelt, wozu sie abgebaut werden und wie lange sie im Kontakt mit dem Körper verbleiben. Es gibt Nanopartikel, die aus biokompatiblen und bioabbau- baren Polymeren bestehen. Sie werden nach kurzer Zeit im Körper abgebaut und ihre Bestandteile verstoffwechselt. Diese sind erwartungsgemäß eher un- bedenklich. Daneben aber gibt es auch Partikel aus Metallen oder Metallver- bindungen, die z. B. als Kontrastmittel bei verschiedenen Diagnostikverfahren eingesetzt werden. Diese bleiben teil- weise mehrere Monate im Körper und können unter Umständen toxisch sein oder Immunreaktionen hervorrufen. Wie lassen sich solche Nebenwirkun- gen vermeiden? Auch das ist eine unserer For- schungsaufgaben bei »PolyTarget«. Ein bereits bekannter Weg ist es, die Ober- fläche der Partikel für das Immunsys- tem praktisch »unsichtbar« zu machen. Das funktioniert, indem man wasserlös- liche Moleküle, wie Polyethylenglykol, auf der Oberfläche verankert. Gelangen solche Partikel in die Blutbahn »sieht« der Organismus die Partikel nicht mehr und Immunrekationen bleiben aus. So wie Tarnflugzeuge, die für Radar un- sichtbar sind, werden diese Partikel »Stealth«-Partikel genannt. Für welche Anwendungen von Nanopartikeln in der Medizin sehen Sie das größte Zukunftspotenzial? In der Behandlung von Krebs und In- fektionen. Der Grund dafür ist, dass Tu- morzellen, aber auch entzündete Gewe- bezellen eine gestörte Blutgefäßbarriere aufweisen. Vereinfacht gesagt, haben sie Löcher. In Tumorgeweben können diese Löcher so groß werden, dass sie Eintrittspforten für Nanopartikel sein können. Intaktes Gewebe, ohne Löcher, kann die Partikel nicht aufnehmen und die Wirkstoffe, wie hochpotente Che- motherapeutika, könnten nur im Tu- morgewebe wirken, ohne in gesunden Geweben Nebenwirkungen zu verursa- chen. Probengefäße mit Nanopartikeln.

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