Lichtgedanken 05
S C HW E R P U N K T 24 Weitere Informationen im Internet: www.pharmazie.uni-jena.de/Abteilungen/ Pharmazeutische Technologie/Prof_ Dr_ Dagmar Fischer/Forschung.html Kontakt Prof. Dr. Dagmar Fischer Institut für Pharmazie Lessingstr. 8, 07743 Jena Telefon: +49 36 41 9-49901 E-Mail: dagmar.fischer@uni-jena.de www.pharmazie.uni-jena.de hält er eine Pinzette und greift damit nach einem kleinen schwarzen Kunst- stoffring, den er schließlich ruhig auf dem Dotter ablegt. Danach tropft er mit einer Pipette ein wenig von der blauen Flüssigkeit in den winzigen Pool. Durch die runde Begrenzung kann nichts da- von unkontrolliert auf der Oberfläche verlaufen – bei Versuchen bleiben die Nanopartikel also lokalisiert. In Jena entwickelte Methode unter- sucht, ob Partikel toxisch sind Diese Verfeinerung der Forschungsme- thode haben die Jenaer Wissenschaftler selbst entwickelt. Nun können sie die Auswirkungen auf das Ei beobachten und Rückschlüsse darauf ziehen, was passiert, wenn die Partikel auf mensch- liche Schleimhäute, etwa in Mund oder Augen, treffen. »Sind die Nanopartikel toxisch, dann können sie die Oberflä- che zerstören«, erklärt Rabel. »Oder sie dringen in den Blutkreislauf vor und bringen ihn zum Erliegen.« Zudem könnten verschiedene Prozesse das Blut oder Gewebe verklumpen lassen und eine Thrombose oder Embolie hervor- rufen. Die Bandbreite der Reaktionen ist aufgrund der Vielfalt der Nanopartikel groß. Im Rahmen eines Projektes haben die Pharmazeuten eine Vielzahl von Ei- senoxid-Partikeln und ihren Polymeren getestet, die als Beschichtung dienen können. Experimente am Hühnerei-Modell helfen, Tierexperimente zu reduzieren Bereits seit zehn Jahren widmet sich das Team um Prof. Dr. Dagmar Fischer der Erforschung von Nanopartikeln. Ei-Ex- perimente führen derzeit etwa zehn bis zwölf Mitarbeiter durch. »Wir legen Wert darauf, dass alle Nachwuchswis- senschaftler in unserem Bereich ihre Versuche selbst machen, damit sie die Methode lernen und beurteilen kön- nen«, sagt Dagmar Fischer. Über die Arbeit an der eigenen For- schung, etwa im Rahmen des Son- derforschungsbereiches »PolyTarget« hinaus, testen sie auch für andere Diszi- plinen, beispielsweise die Materialwis- senschaften oder Photonik und andere Forschungseinrichtungen sowie für pri- vate Unternehmen. Dabei ist inzwischen eine umfangreiche Datenbank entstanden, in der Informa- tionen über Nanopartikel gesammelt werden. Trotz der vielen wichtigen Er- kenntnisse, die durch die Hühnerei-Mo- delle gewonnen werden, müssen Wis- senschaftler auch in Zukunft im letzten Schritt auf Tierversuche zurückgreifen, um endgültig herauszufinden, wie die verschiedenen Kleinstteilchen auf den menschlichen Körper wirken. Dank der Ei-Experimente können sie aber er- heblich reduziert werden. »Wir klären bereits sehr viele Eigenschaften der Par- tikel im Vorfeld ab«, sagt Martin Rabel. »Das beschleunigt die Forschung und macht sie kostengünstiger.« Außerdem unterstreiche es das ethisch verantwor- tungsvolle Handeln, das bei der Arbeit mit den Eiern allgegenwärtig ist. Die Gewissenhaftigkeit im Labor merkt man den beiden trotz der Routine an. Ruhig und überlegt gehen sie vor. Jeder Handgriff muss sitzen – auch um nicht mehr Eier als nötig zu verbrauchen. Paul Warncke hat bereits wieder damit begonnen, einen Stapel Petrischalen mit der transparenten Nährlösung zu fül- len, die das Ei versorgt und nicht aus- trocknen lässt, solange es darin liegt. Einige hundert Eier werden die Dok- toranden heute noch aufschlagen. »An solchen Tagen landet bei mir mit Sicher- heit zuhause kein Ei in der Pfanne«, sagt Martin Rabel. Fingerspitzengefühl und eine ruhige Hand sind gefragt: Durch einen Ring von wenigen Millimetern Durchmesser erzeugen die Pharmazeuten auf dem Eidotter einen winzigen Pool, in dem sie beispiels- weise die Toxizität von Nanopartikeln testen können.
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