Lichtgedanken 04

S C HW E R P U N K T 60 Ohne Angst auf dem Zahnarztstuhl In einer Metastudie haben Wissenschaftler des Uniklini- kums die Wirksamkeit verschiedener nicht-medikamentö- ser Interventionen gegen psychische Belastung und Angst bei Zahnbehandlungen untersucht und kamen zum Ergeb- nis, dass ausführliche Information, Musik, Entspannung und Ablenkung gegen leichte bis mittlere Zahnarztangst wirken. Hypnose erwies sich als am wirksamsten (DOI: 10.1016/j.jdent.2017.11.005.). »Wir waren überrascht, dass nahezu alle Interventionen wirksam waren, um die psychische Belastung zu verrin- gern«, so die Psychologin PD Dr. Jenny Rosendahl, die die Studie leitete. Mit ihrem Ergebnis wollen die Autoren Zahnmediziner bestärken, zusätzlich zur Standardbe- handlung auch nicht-medikamentöse Maßnahmen für an- gespannte und ängstliche Patienten einzusetzen.   vdG Sicherer im Galopp Bewegungswissenschaftler haben eine Antwort auf die Frage gefunden, warum wir Menschen, etwa beim schnel- len Abwärtslaufen auf einer Treppe, in den Galopp verfal- len, also mit einem Bein Schwung holen und das andere nachzie hen (DOI: 10.1098/rsos.172114). »Das Galoppieren verleiht uns eine größere Stabilität bei kleinerem Kontrollaufwand«, erklärt Dr. Roy Müller. Denn nur das Bein, das zuerst aufsetzt, nimmt Anpassun- gen vor, um Standfestigkeit zu gewährleisten. Diese ein- seitige Bewegung gehe aber nicht zulasten der Stabilität – im Gegenteil: »Wir haben unsere Beobachtungen auf ein Modell übertragen und herausgefunden, dass die gewähl- ten Anpassungen das gesamte System robuster machen.« Einen Nachteil hat die Gangart jedoch auch: Für Erwach- sene ist der Galopp auf Dauer zu anstrengend, da er mehr Energieaufwand erfordert und die Knie stärker belastet. sh Karlsgraben blieb unvollendet Die Studie eines Forscherteams aus Leipzig, Hildesheim, Jena, Kiel, Berlin und München belegt, dass der sogenann- te Karlsgraben in Mittelfranken (Foto oben: Eichenpfähle der Uferbefestigung) nie vollendet wurde (DOI: 10.1016/j. quaint.2017.12.021). Vor über 1000 Jahren wollte Kaiser Karl der Große einen Schifffahrtsweg vom Rhein zur Donau bauen. 792/793 n. Chr. in Angriff genommen, wurde das ambitionierte Bau- vorhaben jedoch Opfer technischer Probleme: Auf min- destens 700 Metern zwischen den Resten des Kanals im Ort Graben und der Altmühl haben die Forscher mit geo- physikalischen, archäologischen und physisch-geographi- schen Untersuchungen keinerlei Spuren eines schiffbaren Kanals gefunden und geschlossen, dass der Bau unvoll- endet blieb. Dennoch, so die Forscher, sei der Karlsgraben eine enorme Ingenieursleistung des Frühmittelalters. PM Durchleuchtete Nano-Bauteile Physiker haben eine Messmethode für aktive nanoskalige Bauteile entwickelt, wie sie in Chips, Dioden oder Tran- sistoren von Handys und Computern verbaut sind (DOI: 10.1126/sciadv.aao4044). Damit können sie gleichzeitig Informationen über die Zusammensetzung der Elemente, über ihre Oxidationsstufe sowie über interne elektrische Felder abrufen – und das während sich das Bauteil im akti- ven Zustand befindet. Die Untersuchungsmethode basiert auf der Wechselwirkung eines sehr feinen Röntgenstrahls mit dem Material, wie Prof. Dr. Carsten Ronning erklärt (auf dem Foto rechts, neben ihmDr. Andreas Johannes, der die Experimente durchgeführt hat). Die Röntgenstrahlung induziert im Material einen elektrischen Strom. Zugleich sendet das angeregte Material ein charakteristisches Strah- lungsspektrum aus, das anschließend analysiert wird. sh

RkJQdWJsaXNoZXIy OTI3Njg=