Lichtgedanken 04

Rubrik 6 Wie Individualität das Überleben sichert Ökologen untersuchen, wie es Lebewesen gelingt, sich an ihre Umwelt anzupassen und so die eigene ökolo- gische Nische zu finden – Team um Prof. Dr. Holger Schielzeth ist als externer Partner an neuem Sonderfor- schungsbereich beteiligt Nachhaltige Entwicklung braucht Forschung Die UNESCO ehrt die Universität Jena mit einem Lehrstuhl für Weltumfassendes Verständnis für Nachhaltigkeit (UNESCO-Chair »Global Understanding for Sustainability«) Eine Heuschrecke ist vielen Gefahren ausgesetzt. Wenn der Storch ihr nach dem Leben trachtet, kommt es darauf an, geschickt vorzugehen. Dabei ist es nicht immer der weite Fluchtsprung, der das Leben rettet. »Auf der Flucht ist es günstig, flexibel zu sein«, weiß Prof. Dr. Holger Schielzeth. Überleben hängt oftmals auch vom Überraschungsmoment ab Die Heuschrecke springt – mal länger, mal kürzer, mal mehr nach rechts, mal nach links – und versucht, in Deckung zu gehen. »Ihr Überleben hängt auch vom Überraschungsmoment ab und je- des Tier folgt seiner eigenen Strategie«, sagt der Jenaer Professor für Populati- onsökologie. Wie es Lebewesen gelingt, sich an die Umwelt anzupassen und die eigene ökologische Nische zu finden, das un- tersucht ein neuer Sonderforschungs- bereich/Transregio, den die Deutsche Forschungsgemeinschaft in den kom- menden vier Jahren mit insgesamt rund 8,5 Millionen Euro fördert. Der Verbund mit dem Titel »Eine neue Synthese zur Individualisation für die Verhaltens- forschung, Ökologie und Evolution: Nischenwahl, Nischenkonformität, Ni- schenkonstruktion« ist in Bielefeld und Münster angesiedelt. Prof. Schielzeth ist als externer Partner einbezogen und verantwortet zwei der insgesamt 19 Pro- jekte. Dafür erhält er rund 350 000 Euro, die für zwei zusätzliche Doktoranden- stellen verwendet werden. In einem Projekt geht er der Frage nach, wie Verhaltensvariabilität das Überle- ben sichern kann. Schielzeth und sein Team untersuchen dafür das Fluchtver- halten von Heuschrecken. Die Forscher wollen herausfinden, ob und wie sich das Verhalten der Tiere vererbt. In einem weiteren Projekt kommt die starke statistische Expertise der Jenaer Forscher zum Tragen. Das Synthese- Projekt soll eine Diskussionsplattform schaffen, auf der die Ergebnisse aller Teilprojekte zusammengeführt werden und in Metaanalysen einfließen.  AB Der neue Lehrstuhl, den der Sozialgeo- graph Prof. Dr. Benno Werlen innehat, wird in den kommenden vier Jahren dazu beitragen, die Sozial- und Geistes- wissenschaften stärker in die Nachhal- tigkeitsforschung einzubinden. Einen Anfang dafür hat Werlen bereits in den vergangenen Jahren als Initiator und Di- rektor des »International Year of Global Understanding« (IYGU) gemacht. »Für die weltweit zahlreichen Initiativen im Rahmen des IYGU wird Jena dank des UNESCO-Lehrstuhls nun auch in Zu- kunft eine wichtige Koordinierungs- stelle bleiben«, sagt Benno Werlen. Er sieht durch das Zusammenwirken von Forschung und Gesellschaft eine große Chance, Nachhaltigkeit als elementares Kriterium für politische Entscheidungen zu etablieren. Deshalb will er als Lehr- stuhlinhaber sowohl Forschungsprojek- te als auch Bildungsoffensiven in den jeweiligen Regionen unterstützen und umsetzen.  AB Insekten – hier ein Exemplar eines »Gladiators« Tyrannophasma gladiator – haben es in der Natur mit einer Vielzahl von Gefahren zu tun. Wie sie damit um- gehen, das entscheiden die Tiere in vielen Situationen individuell.

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