Lichtgedanken 04
Rubrik 53 04 | LICHT GEDANKEN Drogen sind gefährlich für Körper und Psyche. Man kann von ihnen abhängig werden. Nicht wenige lassen sich nur auf illegalem Weg beziehen. Über diese Fakten zu informieren, ist ein elementa- rer Bestandteil der Suchtprävention für Schüler. Einen entscheidenden Punkt berühren die Aufklärungsprogramme aber oft nur am Rande: die eigentliche Ursache für den Drogenkonsum. Denn Jugend- liche geraten meist in die Abhängigkeit, weil sie sich erhoffen, mit Rauschmit- teln unter Freunden sozialen Status zu erlangen oder typische Probleme ihrer Lebensphase lösen zu können. Genau hier setzt das Programm »IPSY – Information und psychosoziale Kom- petenz« an, das an der Uni Jena im Rahmen eines Forschungsprogramms entwickelt und evaluiert wurde. Durch die Durchführung im Klassenkontext können Lehrkräfte die Persönlichkeit ihrer Schüler stärken und sie somit auch weniger empfänglich für Alkohol und Co. machen. Nach einem erfolgreichen regionalen Projekt mit der Techniker Krankenkasse (TK) in Thüringen zur Verbreitung des Programms an Thürin- ger Schulen, streben die Jenaer Psycho- loginnen an, IPSY nun auch bundesweit an den Schulen zu etablieren. Die TK unterstützt das Projekt seit März für vier Jahre mit rund 750 000 Euro. Prävention ist mehr als Aufklärung – Lernen »Nein« zu sagen »IPSY gehört zu den wenigen evidenz- basierten Präventionsprogrammen, deren Wirkung in langjähriger wissen- schaftlicher Forschung belegt ist«, sagt Thomas Holm, Leiter Gesundheitsför- derung in Lebenswelten bei der TK. »Nachdem wir zahlreiche positive Rückmeldungen aus der Modellregion Thüringen bekommen haben, freut uns die offensichtlich erfolgreiche Verbin- dung von Forschung und Präventions- praxis umso mehr.« »Suchtprävention wird oftmals darauf reduziert, über die Arten der verschie- denen Rauschmittel und die damit ver- bundenen Gesundheitsgefahren aufzu- klären«, sagt Prof. Dr. Karina Weichold. »Doch ein solches Programm kann viel mehr. Lehrer können ihren Schülern so das Rüstzeug geben, das sie brauchen, um einfach Nein zu Drogen zu sagen und auch sonst gefestigter durchs Le- ben zu gehen.« Schüler sollten glücklich und zufrieden sein, gut durchs Leben kommen und außerdem erfahren, dass ihnen Drogen auf diesemWeg nicht hel- fen würden, so Weichold. Langzeitstudie belegt den Erfolg – Drogenkonsum deutlich geringer Dabei prägt gerade das Schulumfeld Kinder und Jugendliche besonders. »Uns war es deshalb wichtig, dass die Lehrer oder Sozialarbeiter selbst die Trainings durchführen und so die Per- sönlichkeitsbildung ihrer Schüler beein- flussen«, sagt die Wissenschaftlerin. Die Lehrkräfte arbeiten ressourcenorien- tiert, das heißt, sie müssen Stärken bei ihren Schülern erkennen und ihnen da- bei helfen, diese zu festigen. Dass ihre Herangehensweise erfolg- reich ist, haben die Wissenschaftler nicht nur durch Rückmeldungen aus den Schulen erfahren, sondern auch mit einer Langzeitstudie belegt. »Untersu- chungen zeigen, dass Schüler, die am IPSY-Programm teilgenommen haben, weitaus weniger zu Alkohol, Zigaretten und illegalen Drogen greifen.« Gründe für den Erfolg des Projektes sieht Kari- na Weichold in der intensiven wissen- schaftlichen Entwicklung des Trainings und der guten Vorbereitung der Lehrer durch Schulungen. Nach einer erfolgreichen Implementierung in Thüringer Schulen weiten Psychologinnen der Universität Jena ihr Programm zur Suchtprävention bei Jugendlichen bundesweit aus. Der Projektpartner Techniker Krankenkasse unterstützt »IPSY – Information und psychosoziale Kompetenz« mit rund 750 000 Euro in vier Jahren. Suchtprävention durch starke Persönlichkeit TEXT: SEBASTIAN HOLLSTEIN Projektleiterin apl. Prof. Dr. Karina Weichold von der Universität Jena. Projekte
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