Lichtgedanken 04
Rubrik 51 04 | LICHT GEDANKEN Die deutsche Sprache erfreut sich im Ausland wachsender Beliebtheit. Doch weshalb sind Kurse in Deutsch – das gemeinhin als schwierig zu erlernen gilt – in vielen Ländern ein Renner? Gibt es einen Zusammenhang zwischen Spracherwerb und Migration? In einem von der Deutschen Forschungsgemein- schaft (DFG) geförderten Projekt möch- ten Prof. Dr. Silke Übelmesser und ihr Team von der Universität Jena diese Fragen untersuchen. Das Forschungsprojekt »Investition in Sprachkenntnisse und Migrationsent- scheidungen« ist Anfang Februar ge- startet. Partner der auf zwei Jahre an- gelegten Untersuchung sind das ifo Zentrum für Internationalen Institutio- nenvergleich und Migrationsforschung in München, das von Prof. Dr. Panu Poutvaara geleitet wird, und ausge- wählte Goethe-Institute. Von der DFG kommen Fördermittel in Höhe von knapp 160000 Euro. Steckt hinter dem Deutschlernen die Absicht auszuwandern? Wie Silke Übelmesser, die den Lehrstuhl für Finanzwissenschaft innehat, erläu- tert, baut die neue Untersuchung auf dem Projekt »Spracherwerb und Migra- tion« auf. Dieses Forschungsprojekt war 2015 begonnen und ebenfalls von der DFG gefördert worden. Grundlage der bisherigen Forschung waren die Jahrbücher des Goethe-Ins- tituts der Jahre 1965 bis 2014. Zunächst wurden lediglich die Daten erfasst und TEXT: STEPHAN LAUDIEN Warum Menschen im Ausland Deutsch lernen Finanzwissenschaftlerin Prof. Dr. Silke Übelmesser untersucht in einem von der Deutschen Forschungsgemeinschaft geförderten Projekt die Be- weggründe fürs Deutschlernen im Ausland. Insbesondere geht sie der Frage nach, inwieweit der Spracherwerb durch eine potenzielle Migration motiviert ist. auf aggregierter Ebene analysiert, ob es Zusammenhänge zwischen dem Er- lernen der Sprache und Migration gibt. Die Ergebnisse sollen jetzt durch eine Untersuchung auf individueller Ebene ergänzt werden. Silke Übelmesser erklärt: »Wir wollen Kursteilnehmer konkret nach ihren Mo- tiven des Spracherwerbs fragen.« Diese Motive können sehr vielfältig sein: Vor- teile im Beruf, persönliche Kontakte zu Deutschen, Interesse an der deutschen Kultur und Sprache, aber eben auch die Absicht, nach Deutschland auszuwan- dern. Befragt werden Sprachkursteilnehmer aus zehn bis zwölf Goethe-Instituten, zwei Drittel in Europa, ein Drittel au- ßerhalb des Kontinents. Zu den Aus- wahlkriterien gehören die sprachliche Entfernung zum Deutschen sowie die geografische Distanz. So rücken auch weit entfernte Länder wie Indien oder Japan in den Fokus. Befragt werden die Teilnehmer ganz klassisch mit Fragebö- gen. Silke Übelmesser hofft mit den Ant- worten, die bisherigen Ergebnisse bes- ser einordnen und interpretieren zu können. Unklar ist beispielsweise, wie wichtig eine beabsichtigte Migration als möglicher Grund ist und wie der kon- krete zeitliche Zusammenhang aussieht. Anders gesagt: »Wollen die Sprachschü- ler mit Deutsch ihre Chancen im Falle von Migration verbessern oder lernen sie Deutsch, weil sie tatsächlich aus- wandern wollen?« Die Antworten der Sprachschüler versprechen spannend zu werden. Prof. Dr. Silke Übelmesser untersucht den Zusammen- hang zwischen Spracherwerb und Migration. Projekte
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