Lichtgedanken 04

Rubrik 50 Partner kann Depressionsrisiko senken In einer Langzeitstudie untersuchen Wissenschaftler mehrerer deutscher Universitäten Paarbeziehungen und deren Dynamiken. Zuletzt fanden sie zum Beispiel heraus, dass es oft nicht Krisensituationen sind, die zu Tren- nungen führen. Die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) hat die Förderung der Studie nun verlängert. Wie finden Paare zueinander? Wie gestalten sie ihre Beziehung? Warum bleiben einige zusammen und andere nicht? Seit zehn Jahren untersuchen For- scherinnen und Forscher verschiedener deutscher Universitäten innerhalb der auf 14 Jahre angelegten Längsschnittstu- die »Panel Analysis of Intimate Relati- onships and Family Dynamics« (Pair- fam) die Gestaltung von Partnerschaft und Familie in der Bundesrepublik. Dazu befragen sie jährlich 12000 Perso- nen, deren Partner sowie deren Eltern und Kinder. Nun hat die DFG die Finan- zierung für das Projekt verlängert und eine Unterstützung von rund 7,6 Millio- nen Euro für die kommenden zwei Jah- re zugesagt – 1,6 Millionen Euro davon gehen an die Uni Jena. »Wir freuen uns sehr, dass die DFG dieses herausragende Forschungsun- ternehmen weiterhin finanziert, das nicht nur die Wissenschaftler im Pro- jekt sondern auch viele Kollegen im In- und Ausland mit wertvollen Da- ten und Informationen versorgt«, sagt Prof. Dr. Franz J. Neyer, der seit 2014 mit Kollegen aus Bremen, Chemnitz, Köln und München an Pairfam betei- ligt ist. Gemeinsam mit seiner Kollegin TEXT: SEBASTIAN HOLLSTEIN Dr. Christine Finn und einigen Jenaer Nachwuchswissenschaftlern hat er be- reits in den vergangenen zwei Jahren im Rahmen von Pairfam spannende For- schungsergebnisse erzielt. »Zusammen mit kanadischen Koopera- tionspartnern ist es uns beispielsweise gelungen, die Wechselwirkung zwi- schen Selbstwertgefühl und Depression innerhalb einer Paarbeziehung stärker offenzulegen«, informiert Neyer. »So verstärkt ein niedriges Selbstwertge- fühl zwar häufig die Depressivität einer Person, ein Partner mit einem größeren Selbstwertgefühl aber kann durchaus eine positive Wirkung auf sie haben und das höhere Risiko, an einer Depression zu erkranken, abpuffern.« Uneinigkeit der Partner ist häufig ein Trennungsgrund Ein weiteres Ergebnis liefert Antwor- ten auf eine der wohl wichtigsten Fra- gen für Beziehungen: Warum bleiben manche Paare ein Leben lang zusam- men, während sich andere wieder trennen? »Ohne eine Langzeitstudie wie Pairfam lässt sich eine solche Pro- blemstellung kaum näher beleuchten«, erklärt Christine Finn. »Denn nur so können wir die Entwicklung einer Be- ziehung vom Beginn bis zum Scheitern betrachten – und zwar aus der Perspek- tive beider Partner.« Genau das hat sie getan und dabei fest- gestellt, dass die Wahrnehmung der Bedürfnisse des Einzelnen innerhalb ei- ner Beziehung entscheidend ist für den Verlauf des gemeinsamen Weges. Paa- re, die sich einig sind, entwickeln sich synchron und »schaukeln sich nach und nach ein«. Nicht etwa einschneidende Krisensituationen seien also in der Re- gel verantwortlich für Trennungen, son- dern eher persönliche Eigenschaften, die von Beginn an feststehen. Für die Daten aus den Befragungen in den kommenden Jahren erhoffen sich die Jenaer Psychologen weiterhin auf- schlussreiche Ergebnisse – nicht zuletzt, da es mit der fortgesetzten Finanzie- rung durch die DFG möglich ist, nun auch Personen, die um die Jahrtausend- wende geboren wurden, befragen zu können. Diese Generation liefert völlig neue Einblicke, zum Beispiel welchen Einfluss das Internet auf Partnerschaf- ten hat. Einen starken Partner an der Seite zu haben, kann das Risiko, an einer Depression zu erkranken, abpuffern.

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