Lichtgedanken 04

S C HW E R P U N K T 39 04 | LICHT GEDANKEN Kontakt Dr. Markus Mugrauer Astrophysikalisches Institut und Universitäts-Sternwarte Schillergässchen 2-3, 07743 Jena Telefon: +49 36 41 9-47 514 E-Mail: markus@astro.uni-jena.de www.astro.uni-jena.de Die Universitäts-Sternwarte im Internet: www.astro.uni-jena.de/index.php/gsh-home tierende Scheibe, die gewaltige Mengen Materie in sein Zentrum transportiert – umrundet diesen Koloss. Und als wäre das nicht schon spektakulär genug, wird dieses gewaltige Schwarze Loch von einem zweiten Schwarzen Loch umkreist. Auch dieser Begleiter ist mit etwa 150 Millionen Sonnenmassen ein Gigant. »Das Spannende an dieser Kon- stellation ist, dass sich daran die Gültig- keit von Albert Einsteins Allgemeiner Relativitätstheorie quasi beobachten lässt.« Markus Mugrauer ist in seinem Element. »ART« sagt er, wenn er die Allgemeine Relativitätstheorie meint. »Immer wenn das kleinere der beiden Schwarzen Löcher die Akkretionsschei- be des größeren durchläuft, kommt es zu enormen Helligkeitsausbrüchen, die sich von der Erde aus beobachten lassen und die exakt mit den durch die ART errechneten Vorhersagen übereinstim- men.« Licht des Quasars wäre auch vom »Ende des Universums« sichtbar Auch ohne Einstein und seine Allge- meine Relativitätstheorie bin ich be- eindruckt: OJ287 befindet sich rund 3,5 Milliarden Lichtjahre von uns entfernt. Das Licht dieses winzigen Lichtpunk- tes, das ich gerade auf dem kleinen Mo- nitor sehe, ist seit 3,5 Milliarden Jahren hierher unterwegs. Unvorstellbar diese Dimensionen von Zeit und Entfernung. Ebenso die der gewaltigen Kräfte, die all das steuern. »Das Objekt ist so hell, das könnten Sie auch ans Ende des Uni- versums stellen und wir könnten es mit unserem Teleskop hier noch sehen«, ist Mugrauer überzeugt. Doch genug philosophiert, jetzt wird noch einmal gemessen. Wir nehmen mehrere Helligkeitsmessungen von OJ287 vor. Aus denen werden später, zusammen mit den Daten anderer inter- nationaler Partner, Lichtkurven erstellt. »So behalten wir OJ287 praktisch stän- dig im Blick.« Der letzte große Hellig- keitsausbruch war 2015. Der nächste gut beobachtbare wird für 2022 erwartet. Wenn es dazu kommt, woran Markus Mugrauer keinen Zweifel hat, werden er und seine Kollegen von Großschwab­ hausen aus praktisch live dabei sein – wenn man von den 3,5 Milliarden Jahren Zeitverzögerung einmal absieht. Schon bald werden die beiden Schwar- zen Löcher übrigens ineinander stür- zen – exakt nach den Vorhersagen der ART versteht sich. »Kaum 10 000 Jahre noch und wir können ein gigantisches Gravitationswellensignal messen«, ver- spricht Mugrauer. Ernsthaft. Bis dahin aber füllen die Jenaer For- scherinnen und Forscher weiter fleißig astronomische Datenbanken mit ihren Beobachtungen. Trotz der immer wie- derkehrenden Routinen verliert das nächtliche Beobachten für Markus Mu- grauer nichts von seiner Faszination. »Jeder einzelne Stern, den wir uns an- schauen, könnte der Mutterstern eines Planetensystems sein, das unserem ei- genen System ähnelt.« Immer noch und immer wieder sei er gespannt darauf, sich neue Objekte anzuschauen und zu entdecken. Diese Worte habe ich im Kopf, als ich eine Stunde vor Mitternacht Richtung Jena zurückfahre. Vielleicht gibt es auf irgendeinem dieser Planeten dort oben sogar Lebewesen, die mit raffinierten Instrumenten das Licht der Sterne ein- fangen, um sich ein Bild von der Welt zu machen. Die von Ferne unsere Sonne beobachten, einen mittelgroßen Stern im fortgeschrittenen Alter, und dabei entdecken, dass dieser Stern von einem Planetensystem umgeben ist. Die Stern- haufen und Doppelsterne sehen und ro- tierende Schwarze Löcher analysieren. Nach dem Blick ins All erscheint mir das im Moment gar nicht einmal so un- wahrscheinlich. Vom Kontrollraum aus steuern Dr. Susanne Hoffmann und Dr. Markus Mugrauer die Instrumente, das Teleskop sowie die Kuppel der Sternwarte. In mehr als 120 Nächten pro Jahr beobachten Astrophysiker der Uni Jena den Nachthimmel.

RkJQdWJsaXNoZXIy OTI3Njg=