Lichtgedanken 03
Rubrik 72 Kalkschalen der Tiere. Anhand des Aussehens und der Artenzusammen- setzung lassen sich daher Umweltbe- dingungen, wie die Gewässerqualität, beurteilen und sogar langfristig Aussa- gen über Klimaveränderungen treffen. »In einigen Ländern werden Ostrakoden und Foraminiferen bereits routinemäßig zum Umwelt-Monitoring herangezo- gen, etwa in Norwegen«, weiß Aliver- nini. Das wollen die Forscher nun auch Mit seinem Forschungsprojekt über Ostrakoden und Foraminiferen als Bioindikatoren hat Mauro Alivernini das GEO-Expeditionsstipendium 2016 gewonnen. Der 31-jährige Geologe konnte sich gegen mehr als 50 Mitbewerber aus ganz Deutschland durchsetzen. Die 10 000 Euro nutzte Ali- vernini für eine Reise nach Ghana, bei der er und zwei Kollegen umfangreiche Bodenproben sam- melten, sowie die nun anstehenden Analysen. Zwei Journalisten der GEO-Redaktion haben den Italiener mehrere Tage lang während seiner Feldforschung in Afrika begleitet. Über die Arbeit des Nachwuchswissenschaftlers wird das Magazin in einer seiner nächsten Ausgaben berichten. H I N T E R G R U N D in Ghana ermöglichen. Denn: Die Me- thode ist zwar einfach, aber sehr aussa- gekräftig und zudem kostengünstig. Bestandsaufnahme der Mikrofauna Alles was man dazu braucht, ist ein durchschnittliches Lichtmikroskop und das Wissen, wie die lokale Mikro- fauna typischerweise zusammenge- setzt ist. Ihre Expedition nach Ghana haben die Forscher dafür genutzt, eine präzise Bestandsaufnahme der Ostra- koden- und Foraminiferen-Fauna in den Küstengewässern vorzubereiten. Ein Teil der gewonnenen Bodenproben wird derzeit von Wissenschaftlern der Universität Accra analysiert. Einen an- deren Teil untersuchen Alivernini und seine Kollegen um den Mikropaläonto- logen Peter Frenzel gerade in Jena. Erste Ergebnisse aus der stark verschmutzten Region um Accra zeigen eine Vielzahl von Verformungen bei Foraminiferen - Gehäusen. »So etwas haben wir noch nicht gesehen«. Ziel ist es nun, die Ver- breitung und Ökologie der Bioindikato- ren für die ghanaische Küstenregion zu dokumentieren und die gegenwärtige Umweltsituation zu beurteilen. »Lang- fristig wollen wir ein auf Ostrakoden und Foraminiferen basierendes Monito- ringschema für die westafrikanische Küste entwickeln«, blickt Alivernini in die Zukunft. Einheimische helfen den Jenaer Wissenschaftlern beim Verladen des Schlauchbootes und der Gerät- schaften zur Probennahme in der Nähe der Keta- Lagune im Ostteil des Landes. Strand voller Müll nahe der ghanaischen Hauptstadt Accra. Der Boden ist mit einer dichten Ölschicht ver- siegelt, die das Versickern von Regenwasser verhin- dert. Auch hier hat Mauro Alivernini Sedimentproben entnommen: Innerhalb weniger Minuten ist der Nach- wuchswissenschaftler dabei bis zu den Oberschen- keln in den Schlamm gesunken. Nur mit Mühe konnte er sich aus dem weichen Untergrund, der keinen Halt bietet, herauskämpfen. Die Einheimischen berichten, dass jedes Jahr mehrere Menschen in diesem Morast einfach verschwinden.
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