Lichtgedanken 03

Rubrik 56 Es sind nur wenige kleine Kristalle, die Chemiker Oluseun Akintola in einem Glasgefäß ins Licht hält. Violett schim- mern die Polymer-Krümel, die ansons- ten wenig spektakulär aussehen. Das Besondere an ihnen, so erklärt der ni- gerianische Doktorand vom Lehrstuhl für Anorganische Chemie II, stecke im Detail. »Die Kristalle verfügen über eine immense innere Oberfläche«, so der Sti- JUMP zieht an – oder nicht Jenaer Chemiker haben ein magnetisches Polymer entwickelt, dessen »anziehende« Eigenschaften sich gezielt an- oder abschalten lassen. Das Geheimnis der Substanz mit dem Namen »Jena Universi- ty Magnetic Polymer« (JUMP) liegt in ihrer Struktur: Das regelmäßig strukturierte, dreidimensionale Gerüst ist von Nano-Poren durchzogen, in die verschiedene chemische Moleküle eingelagert werden und so die Eigenschaften des Polymers steuern. C H E M I E TEXT: UTE SCHÖNFELDER pendiat des Villigst Studienwerks. Ein Gramm des Materials, das auf einem Teelöffel Platz findet, weist eine Poren- fläche von gut 150 Quadratmetern auf. Das »Jena University Magnetic Poly- mer« – kurz JUMP – hat Oluseun Akin- tola im Rahmen seiner Doktorarbeit am Lehrstuhl von Prof. Dr. Winfried Plass mit den dortigen Kollegen entwickelt und charakterisiert. In der Fachzeit- schrift »CrystEngComm« der Royal So- ciety of Chemistry stellen die Chemiker die Substanz JUMP-1 vor, zu der das Team von Prof. Plass auch das Cover gestaltet hat. Dreidimensionaler Kristall mit zahlrei- chen Hohlräumen Neben seiner inneren Größe besitzt das poröse Polymer als zweite Besonderheit magnetische Eigenschaften. »Diese sind zudem potenziell schaltbar, das heißt wir untersuchen aktuell chemische Modifikationen des Polymers, die den magnetischen Charakter des Materials an- bzw. ausschalten«, erläutert Prof. Plass. Bei dem Material handelt es sich um Schichten eines zweidimensionalen Netzwerkes aus einer magnetischen Cobaltverbindung, die über regelmä- ßig angeordnete Verbindungsmoleküle verbrückt sind. »Dadurch ergibt sich ein dreidimensionaler Kristall, der zu mehr Bild links: Der Doktorand Oluseun Akintola aus Nigeria zeigt in einem Labor am Institut für Anorganische und Analytische Chemie ein kleines Glasröhrchen mit einer winzigen Probe eines porösen Polymers. Das neuartige Material, das die Kombination bisher unbekannter Eigenschaften aufweist, eröffnet neue Möglichkeiten im Bereich schaltbarer magnetischer Substanzen. Bild rechts: Oluseun Akintola bereitet eine Probe des magnetischen Polymers für die Untersuchung in einem Analysegerät vor. Er promoviert am Lehrstuhl von Prof. Dr. Winfried Plass (im Hintergrund) am Insti- tut für Anorganische und Analytische Chemie.

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