Lichtgedanken 03

Rubrik 49 03 | LICHT GEDANKEN der Interferon-Gruppe zu dieser Thera- pie wechselte und »Imatinib« der Stan- dardwirkstoff zur Behandlung dieser Leukämieform wurde. Die Nachverfol- gung der Studienteilnehmer liefert nun wertvolle Daten zur Langzeittherapie. Andreas Hochhaus: »Der Wirkstoff ist auch in der Langzeitanwendung effek- tiv, so dass Patienten zehn Jahre und länger ohne CML-Symptome leben. Die IRIS-Studie hat auch gezeigt, dass sich in dieser Zeit keine kritischen Neben- wirkungen aufsummieren oder verstär- ken.« Nicht zuletzt durch die Erfahrungen aus der IRIS-Studie ist die chronische myeloische Leukämie mit ihrer cha- rakteristischen Mutation zur Modeller- krankung für Diagnostik und Therapie vieler Krebserkrankungen mit kom- plexeren genetischen Auslösern gewor- den. Erkenntnisse zur individuellen Tu- morbiologie lassen sich beispielsweise nutzen, um gezielt in die molekularen Tumormechanismen einzugreifen und neue Therapieansätze zu entwickeln. So stehen spezifische Interaktionen von Proteinen und Signalmolekülen – wie zwischen »Imatinib« und der Tyro- sinkinase – im Fokus eines aktuellen Clusterantrages, mit dem sich die Uni- versitäten Würzburg und Jena in der Ex- zellenzstrategie von Bund und Ländern beteiligen (siehe Kasten oben). Standards für Therapie und Verlaufs- kontrolle etabliert Die Wirksamkeit einer CML-Therapie zeigt sich an der Remission, dem Rück- gang des Anteils der noch vorhandenen genetisch veränderten Blutkörperchen. Zu ihrer Bestimmung wurde für die IRIS-Studie eine quantitative molekular- genetische Analysemethode entwickelt, die inzwischen standardmäßig zur Ver- laufskontrolle bei CML eingesetzt wird. Sinkt der Anteil der weißen Blutkörper- chen mit der charakteristischen Muta- tion unter einen Schwellenwert, so gilt die Krankheit als komplett zurückge- drängt. »Neuere Therapiestudien haben ge- zeigt, dass Patienten in tiefer Remission die Therapie sicher absetzen können. Das hat wichtige Folgen für die Lebens- qualität und auch für die Therapiekos- ten«, betont Andreas Hochhaus, der in Jena die Deutsche CML-Allianz als Netzwerk aus universitären Zentren, niedergelassenen Hämatologen und Patientenvertretern koordiniert. »Dank der in der IRIS-Studie belegten erfolg- reichen zielgerichteten Therapie der CML können wir uns jetzt Fragen wid- men, die über die Überlebenssicherung hinausgehen. Das betrifft zum Beispiel bessere Abläufe in der CML-Behand- lung und die sozialen und psychologi- schen Aspekte des Langzeitüberlebens mit der Erkrankung.« Kontakt Prof. Dr. Andreas Hochhaus Klinik für Innere Medizin II, Abteilung Hämatologie und Internistische Onkologie Am Klinikum 1, 07747 Jena Telefon: +49 36 41 9-32 42 01 E-Mail: Andreas.Hochhaus@med.uni-jena.de www.kim2.uniklinikum-jena.de Original-Publikation Long-Term Outcomes of Imatinib Treatment for Chronic Myeloid Leukemia. New England Journal of Medicine (2017), DOI: 10.1056/ NEJMoa1609324 Das »Rezeptom«, die Summe aller Rezeptormoleküle eines Organismus, macht mehr als fünf Prozent seiner Proteine aus. Diese molekularen Schalter steuern durch Wechselwirkung mit anderen Molekülen eine Vielzahl von Stoffwechselprozessen. Aufgrund ihrer Funktion sind Re- zeptoren ideale Angriffspunkte für therapeutische Anwendungen. Ziel des Clusterantrags ist es, das Rezeptom in seiner Vielfalt aufzuklären und aus den gewonnenen Erkenntnissen neuartige Diagnoseverfahren und personalisierte Therapien für die Behandlung von Krankheiten zu ent- wickeln. Gemeinsame Antragsteller sind die Universitäten Würzburg und Jena ; Sprecher sind Prof. Dr. Markus Sauer (Würzburg) sowie Prof. Dr. Klaus Benndorf und Prof. Dr. Christian Hübner (Jena). Exzellenz-Clusterantrag »Aufklärung des Rezeptoms: Von der Biophysik zu klinischen Anwendungen«

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