Lichtgedanken 03
S C HW E R P U N K T 14 Freunde und Helfer im Mikrokosmos Angesichts wachsender Bedrohungen durch weltumspannende Infektionskrankheiten, multiresistente Keime und immer knapper werdende Ressourcen an wirksamen Medikamenten haben Mikroorganismen wie Bakte- rien und Pilze nicht den besten Ruf. Doch die zweifellos ernstzunehmenden Gesundheitsgefahren verstellen leicht den Blick auf die immense Bedeutung, die Mikroben für die Gesunderhaltung des Menschen, eine intak- te Umwelt und ein stabiles Klima haben. Was die Mikroorganismen so erfolgreich macht und was wir Men- schen von ihnen lernen können, darüber spricht der Jenaer Mikrobiologe Prof. Dr. Axel Brakhage im Interview. INTERVIEW: UTE SCHÖNFELDER Mikroorganismen gibt es praktisch überall: im Boden, im Wasser, in der Luft. Wie schaffen es Bakterien, Pilze oder Mikroalgen, nahezu jeden Le- bensraum der Erde zu besiedeln? Ein wesentliches Merkmal von Mikroor- ganismen ist ihre metabole Diversität. Sie verfügen über eine unwahrschein- lich große Zahl an Stoffwechselwegen, wesentlich mehr als jedes höhere Lebe- wesen. Dadurch sind sie sehr flexibel und können sich rasch an alle mögli- chen Umweltbedingungen anpassen, auch wirklich extreme, wie Temperatu- ren von über 100 Grad Celsius, absolute Trockenheit, hohen Druck oder radioak- tive Strahlung. Das ermöglicht es ihnen, im Prinzip sämtliche Habitate der Erde zu besiedeln – und nicht zu vergessen, sämtliche höheren Lebewesen: Pflan- zen, Tiere und auch wir Menschen sind Lebensräume von einer gigantischen Zahl und Vielfalt von Mikroorganis- men. Jeder von uns trägt rund ein Kilo Bakterien mit sich herum, im Darm, im Mund, auf der Haut. Kann man also Vielfalt als das mikro- bielle Erfolgsrezept bezeichnen? Zweifellos. Aber es gibt noch einen zweiten wichtigen Erfolgsfaktor. Und der ist in ihrer großen Zahl begründet. Prof. Dr. Axel Brakhage ist Professor für Mikro- biologie und Molekularbiologie der Universität Jena und Direktor des Leibniz-Instituts für Naturstoff-Forschung und Infektionsbiologie – Hans-Knöll-Institut (HKI). Er koordiniert die Exzellenzgraduiertenschule »Jena School for Microbial Communication« (JSMC) und ist u. a. Sprecher des Sonderforschungsbereiches/Trans- regio »FungiNet« (siehe Kasten S. 11) sowie des Forschungsverbundes »InfectControl 2020«.
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