Lichtgedanken 02
Rubrik 9 02 | LICHT GEDANKEN Molekulare Schaltstellen Ein Forschungsverbund der Universitäten aus Jena und Würzburg hat zum Ziel, das »Rezeptom«, die Summe aller Rezeptormoleküle eines Organismus, systematisch aufzuklären und für die Behandlung von Krankheiten nutzbar zu machen. Ebenen der Weltgemeinschaft Der Unibund Halle-Jena-Leipzig stellt gemeinsam mit der Uni Erfurt und weiteren Partnern den Antrag für ein Forschungscluster, das die fortschreitende Verzahnung der Kulturen im Globalisierungsprozess analysiert. Rezeptoren sind »molekulare Schalter«. Sie bestehen aus Ei- weißen und haben die Aufgabe, Stoffwechselprozesse inner- halb und zwischen Zellen eines Organismus zu steuern. Dies geschieht durch die Wechselwirkung mit anderen Molekü- len. Rezeptoren sitzen daher zumeist wie winzige Antennen an Zelloberflächen, wo sie mit den passenden Botenstoffen interagieren. Das »Rezeptom« – die Summe sämtlicher Re- zeptormoleküle eines Organismus – macht mehr als fünf Pro- zent seiner Proteine aus. Aufgrund ihrer Funktion bieten sich Rezeptoren als Angriffs punkte für eine Vielzahl therapeutischer Anwendungsmög- lichkeiten an. Das Ziel des beantragten Forschungsclusters »Enlightening the Receptome: From Biophysics to Clinical Applications« ist es, das Rezeptom in seiner Vielfalt systema- tisch aufzuklären und für die Behandlung von Krankheiten nutzbar zu machen. Der Clusterantrag ist von den Universi- täten Würzburg und Jena und ihren Klinika gestellt worden. Daneben sind Jenaer Forschergruppen des Leibniz-Instituts für Alternsforschung – Fritz-Lipman-Institut (FLI) – und des Max-Planck-Instituts für chemische Ökologie (MPICE) be- teiligt. Als Sprecher fungieren Prof. Dr. Markus Sauer (Uni Würzburg), Prof. Dr. Klaus Benndorf (Foto, r.) und Prof. Dr. Christian Hübner (l.), beide vom Jenaer Uniklinikum. Mit dem Forschungscluster wollen die Wissenschaftler ihre erfolgreiche Kooperation aus dem Sonderforschungsbereich »ReceptorLight: Hochleistungs-Lichtmikroskopie zur Auf- klärung der Funktionen von Membranrezeptoren« weiter ausbauen. »In den vergangenen Jahren haben sich unsere beiden Standorte bereits als international anerkannte Zentren für hochauflösende Lichtmikroskopie etabliert«, macht Prof. Benndorf deutlich. Auf dieser Basis soll die Grundlagenfor- schung erweitert werden bis hin zu Ansätzen für die klinische Anwendung. »Das bessere Verständnis der Wirkungsweise von Rezeptoren wird zu neuen diagnostischen und therapeu- tischen Methoden führen, etwa zum Aufspüren und Bekämp- fen von Tumorzellen«, ist Prof. Hübner überzeugt. Im Zentrum des beantragten Forschungsclusters »Dialectics of the Global« steht ein Paradoxon: Während immer mehr Menschen in die Prozesse der Globalisierung einbezogen sind, wächst die Skepsis gegenüber der globalisierten Welt. »Der technische Fortschritt führt zu einer immer engeren Ver- zahnung und Verschränkung der Kulturen«, sagt Prof. Dr. Stefan Matuschek (Foto). »Die je eigenen, kulturspezifischen Normen werden dadurch immer intensiver mit fremden kon- frontiert, woraus das Neben- und Gegeneinander verschiede- ner Vorstellungen von Welt und Weltordnung resultiert, das wir im Cluster untersuchen wollen«, so der Literaturwissen- schaftler, der für die FSU als Sprecher fungiert. Den unterschiedlichen kulturellen, rechtlichen, politischen und sozialen Ebenen der Weltgemeinschaft wollen die Wis- senschaftlerinnen und Wissenschaftler im Rahmen des Forschungsclusters nachgehen. Für den kulturräumlich weltumspannenden Blick bündeln sie ihre Expertise in eu- ropäischen, amerikanischen, ostasiatischen, orientalischen und afrikanischen Kulturen und Sprachen. Neben den Unis in Jena, Halle, Leipzig und Erfurt sind das Max-Planck-Ins- titut für ethnologische Forschung (Halle), die Leipziger Leib- niz-Institute für Länderkunde und für Geschichte und Kultur des östlichen Europa sowie das Simon-Dubnow-Institut der Uni Leipzig beteiligt. Weitere Sprecher sind Prof. Dr. Matthias Middell (Leipzig) und Prof. Dr. Yvonne Kleinmann (Halle). Das Konsortium baut auf dem bereits bestehenden »Forum for the Study of the Global Condition« des Unibundes Halle- Jena-Leipzig auf. »Die Exzellenzstrategie ist dafür ein zusätz- licher Katalysator«, sagt Matuschek.
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