Lichtgedanken 02
Rubrik 56 Bäume des Lebens wurzeln in Jena Wissenschaftshistoriker und Biologiedidaktiker Prof. Dr. Uwe Hoßfeld und Dr. Georgy S. Levit erinnern im renommierten Fachmagazin »Nature« an die Geburtsstunde wissenschaftlicher Stammbäume vor 150 Jahren. Wie visualisiert man Vielfalt? Mit die- ser Frage sahen sich Biologen im 19. Jahrhundert konfrontiert, als ihnen nicht nur die Diversität der Pflanzen- und Tierarten bewusst wurde, sondern auch, dass diese miteinander in Ver- bindung stehen. Die Antwort lieferte Ernst Haeckel: Der berühmte Gelehrte schuf ausgehend von der Darwinschen Evolutionstheorie vor 150 Jahren den ersten Darwinschen phylogenetischen Stammbaum der Organismen und ver- öffentlichte ihn in seiner Schrift »Gene- relle Morphologie der Organismen«. Im Fachmagazin »Nature« erinnerten die Wissenschaftshistoriker und Biologie- didaktiker Prof. Dr. Uwe Hoßfeld und Dr. Georgy S. Levit an die Geburtsstun- de des »Tree of Life«, wie ein Stamm- baum im englischen Sprachraum be- zeichnet wird (DOI: 10.1038/540038a). Bei der Erfindung der Stammbäume ist Haeckel nicht nur von Darwin beein- flusst worden. Auch ein Jenaer Kollege und Freund aus der Sprachwissenschaft inspirierte ihn. »Der Linguist August Schleicher hatte bereits 1863 einen ers- ten Stammbaum angefertigt, um die Entwicklung der indogermanischen Sprachen bildlich festzuhalten«, sagt Hoßfeld. »Ernst Haeckel griff diese Art der Visualisierung schließlich auf.« sh Harte Schale – gesunder Kern Wer gerne Nüsse verzehrt, für den haben Ernährungswissenschaftler gute Nachrichten: Nüsse, so zeigen aktuelle Studienergebnisse, können das Wachstum von Krebszellen im Darm reduzieren. Geröstet und gesalzen, gemahlen im Gebäck oder frisch geknackt direkt aus der Schale – Nüsse sind gesund. »Bereits seit längerem wissen wir, dass Nüsse voller Inhaltsstoffe stecken, die gut sind für das Herz-Kreislaufsystem, die vor Übergewicht schützen oder Diabetes«, sagt Dr. Wiebke Schlörmann. Auch ihre vor Darmkrebs schützende Wirkung deutet sich bereits in zahlreichen Studi- en an, so die Ernährungswissenschaftle- rin weiter. »Was wir bislang noch nicht im Detail wussten, ist, worauf die pro- tektive Wirkung von Nüssen beruht.« Auf diese Frage können Dr. Schlörmann und ihre Kollegen vom Lehrstuhl für Ernährungstoxikologie nun konkrete Antworten geben. In einer im Fachma- gazin »Molecular Carcinogenesis« ver- öffentlichten Untersuchung legen sie Ergebnisse vor, die die molekularen Mechanismen dieser Schutzwirkung beleuchten (DOI: 10.1002/mc.22606). Demnach beruht die gesundheitsför- dernde Wirkung von Nüssen unter an- derem darauf, dass die körpereigene Abwehr zur Entgiftung von reaktiven Sauerstoffspezies aktiviert wird. Solche Substanzen, die beispielsweise durch ultraviolette Strahlung oder verschie- dene Chemikalien entstehen, können Zellschäden verursachen, die zur Krebs entstehung führen. »Der Körper verfügt aber über eine ganze Reihe von Schutz- mechanismen, die reaktive Sauerstoff- spezies unschädlich machen«, erläutert Dr. Schlörmann. Diese werden durch Nüsse und ihre Inhaltsstoffe angekur- belt. Untersucht haben die Forscher die Wirkung von Macadamia-, Hasel- und Walnüssen sowie Mandeln und Pista- zien. Dazu sind die Nüsse künstlich verdaut und die Verdauungsprodukte anschließend auf ihre Wirksamkeit an Zelllinien untersucht worden. US oben: Wal- und andere Nüsse schützen vor Krebs. unten: Ausschnitt aus einem Faksimile des »Stamm- baums des Menschen« von Ernst Haeckel.
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