Lichtgedanken 02
Rubrik 53 02 | LICHT GEDANKEN jenigen schon einmal gesehen zu haben, sondern auch, dass er damals unkoope- rativ gehandelt hat. Wie das Jenaer Psy- chologenteam nun erstmals durch zwei eigene Studien belegen konnte, merken wir uns solche Störenfriede besonders gut, wenn die Personen der eigenen so- zialen Gruppe angehören. Gerecht oder eigennützig handeln Für ihre Untersuchungen haben die Psychologen insgesamt 130 Teilnehmer rekrutiert und in zwei Gruppen einge- teilt. Obwohl jeder Teilnehmer für sich allein agierte, war allen Beteiligten klar, zu welcher Gruppe sie gehörten. Auch die anderen Studienteilnehmer konn- ten, dank T-Shirts in den Farben blau und gelb, eindeutig der eigenen oder der jeweils anderen Gruppe zugeordnet werden. Zur Vorbereitung des Experiments hatte jeder Teilnehmer zunächst die Aufgabe, von einer fixen Summe Spielgeld (100 Münzen) einem anderen Mitspieler aus der eigenen Gruppe etwas abzugeben. »Unsere Vorstellung von Fairness ge- bietet es dabei, möglichst gleich zu tei- len«, erläutert Dr. Hechler. »Zumal die Probanden die Entscheidungen von an- deren Studienteilnehmern beobachten konnten.« Im dann folgenden eigentlichen Experi- ment wurden die Probanden gefragt, ob sie sich an andere Versuchsteilnehmer erinnern konnten und falls ja an ihr Ver- halten. Was die Teilnehmer jedoch nicht ahnten: Die anderen Personen waren gar keine Studienteilnehmer, sondern gaben lediglich ein bestimmtes Verhal- ten vor. Entweder teilten sie ihr Geld gerecht oder gaben nur einen kleinen Teil ab – verhielten sich also offenkun- dig unfair. Das Ergebnis war deutlich. Den Mit- spielern der blauen Gruppe waren vor allem die Personen der blauen Gruppe Fair oder foul? Ob im Mannschaftssport oder einem anderen Lebensbereich: Wer sich unfair verhält, fällt nicht nur unangenehm auf. Für die Mitglieder der eigenen sozialen Gruppe wird der Störenfried auch zur potenziellen Gefahr und als solche abgespeichert. im Gedächtnis geblieben, die nur wenig Geld abgaben – in der gelben Gruppe war es umgekehrt. Die Versuchsperso- nen erinnerten sich am häufigsten an unfaires Verhalten ihrer eigenen Grup- penmitglieder, während es im Erken- nen von Gesichtern keinen Unterschied machte, zu welcher Gruppe die Person gehörte. Als Erklärung dafür nennen die Psycho- logen die Tatsache, dass sich die Studi- enteilnehmer selbst als Teil der Gruppe wahrnahmen (Selbstkategorisierung), womit gleichzeitig eine Abgrenzung zu der anderen Gruppe einherging. »Wenn ich die entsprechende Person in die gleiche Gruppe wie mich selbst verorte, schreibe ich ihr bestimmte Ei- genschaften und Verhaltensweisen zu«, sagt Hechler. In der Regel haben wir von uns selbst und den Mitgliedern unserer eigenen Gruppe ein positiveres Bild als von Mitgliedern vergleichbarer Gruppen, in denen wir nicht Mitglieder sind. Umso schwerer wiegt es dann,
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