Lichtgedanken 02
Rubrik 52 Störenfriede bleiben im Gedächtnis »Den merk ich mir!« Nicht selten geht das einem durch den Kopf, wenn sich ein Kollege in der Kantine vor- drängelt, wenn ein Fußballspieler beim Gegner besonders häufig foult oder auch wenn einem ein unbekannter Nachbar den Parkplatz wegschnappt. Dass das keine leere Drohung ist und unser Gedächtnis solche Perso- nen tatsächlich besonders gut speichert – zumindest dann, wenn sie unserer eigenen Gruppe angehören – haben Psychologen herausgefunden. P S Y C H O L O G I E TEXT: SEBASTIAN HOLLSTEIN, UTE SCHÖNFELDER Der Pyramidenbau im alten Ägypten, das Landen von Raumfahrzeugen auf demMars oder die aktuellen weltweiten Krisen in Politik und Wirtschaft bewäl- tigen – wollen Menschen gemeinsam ein Ziel erreichen, ist ein hohes Maß an Kooperation notwendig. Und das gilt nicht nur für Mammutaufgaben wie die oben genannten. Auch im kleinen persönlichen Umfeld, der Familie, im Freundeskreis oder im Beruf, arbeiten unterschiedliche Personen zusammen, bündeln ihre Kräfte und Kompetenzen und können so – als soziale Gruppe – voneinander profitieren. Doch das funktioniert nur, wenn es dabei fair zugeht. »Eine gemeinsame Gruppenzugehörigkeit steigert die Ko- operationsbereitschaft zwischen Perso- nen. Sobald einzelne Gruppenmitglie- der andere ausnutzen, indem sie keinen Beitrag für die gemeinsamen Aufgaben leisten oder sich selbst unkooperativ zeigen, gefährden sie den sozialen Zu- sammenhalt«, sagt Dr. Stefanie Hechler. Um die Kooperation aufrechtzuerhal- ten, müssten die Gruppenmitglieder also unfaires Verhalten oder Betrug wahrnehmen und erinnern können, um dieses zu sanktionieren oder künftig zu vermeiden, so die Psychologin. Diesen Erkennungs- und Erinnerungs- mechanismen geht Stefanie Hechler ge- meinsam mit ihren Fachkollegen Prof. Dr. Thomas Kessler und Prof. Dr. Franz Neyer auf den Grund. »Beobachten wir Personen, die Fehlverhalten abseits der Norm – etwa Betrug – zeigen, dann er- innern wir uns besonders gut an sie, da sie anders gehandelt haben, als wir das erwarten«, erklärt Hechler. Bei den untersuchten Gedächtnisleis- tungen handelt es sich um kombinierte Erinnerungen. »Das heißt, wir merken uns nicht nur das Gesicht der betreffen- den Person, sondern auch die mit ihm verbundene Geschichte«, so Hechler. Schließlich sei es besser, bei der nächsten Begegnung nicht nur festzustellen, den- Foto oben: Kleiner Wagen – große Lücke. Wer so auf dem Betriebsgelände parkt, bleibt bei seinen Kollegen garantiert in Erinnerung.
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