Lichtgedanken 02

Rubrik 49 02 | LICHT GEDANKEN Mit Kamera im Klassenzimmer Der Bund fördert zwei Projekte zur Digitalisierung in der Hochschulbil- dung mit rund 840 000 Euro. Ziele sind eine bessere Qualität von Klausu- ren und ein Feedback per Video für angehende Lehrerinnen und Lehrer. Digitale Medien erobern die Welt – und machen dabei auch vor deutschen Hochschulen nicht halt. Im Rahmen der Förderlinie »Forschung zur digitalen Hochschulbildung« finanziert das Bun- desministerium für Bildung und For- schung (BMBF) in den kommenden drei Jahren zwei Projekte der FSU, die beide am Institut für Erziehungswissenschaft angesiedelt sind. Reflektieren statt Fakten pauken Mit KAT-HS (Kriteriumsorientiertes adaptives Testen in der Hochschule) möchten Prof. Dr. Andreas Frey und Dr. Christian Spoden Klausuren aussage- kräftiger gestalten. »Klausuren haben eine unheimlich hohe Relevanz für Stu- dierende, die Noten zählen oft für den Abschluss, doch die Qualität der Prü- fungen wird ihrer Bedeutung oft nicht gerecht«, erklärt Frey. Beispielsweise würden Dozentinnen und Dozenten zum Reflektieren anregen wollen, prü- fen jedoch reines Faktenwissen – oder umgekehrt. Projekte KAT-HS, das mit knapp 450000 Euro gefördert wird, soll diese Diskrepanz verringern. »Unser Projektziel ist es, ein Konzept für präzise, computerbasierte Klausuren zu entwickeln, das universi- täts- und fächerübergreifend eingesetzt werden kann«, erläutert Frey. Die Klau- suren der Zukunft sollen sich zudem an den individuellen Prüfling anpassen: »Bei adaptiven Tests orientieren sich Folgefragen an den bisher gegebenen Antworten. Wer zum Beispiel viel rich- tig beantwortet, bekommt schwerere Fragen«, berichtet Frey. Video dokumentiert Lehrerfahrung Ebenfalls neue Medien bringt Prof. Dr. Alexander Gröschner ins (Hochschul-) Spiel. Sein Forschungsprojekt OVID- PRAX (Onlinebasiertes Videofeedback im Praxissemester) wird mit rund 390000 Euro vom BMBF gefördert und setzt bei der Betreuung von Lehramts- studierenden im Praxissemester an. Die- ses findet im dritten Studienjahr statt und bedeutet für die angehenden Lehr- kräfte zumeist, das erste Mal tatsächlich vor einer Klasse zu stehen. Gröschner und sein Team wollen herausfinden, ob Feedback zu Videoaufzeichnungen aus dem Unterricht einen größeren Mehr- wert für die Studierenden generiert. Bislang sei es häufig so, dass diese ihre Unterrichtserfahrungen in abschließen- den Projektberichten darlegen. Videobasierte Reflexionen oder gar Feedback von Mitstudierenden, Do- zentinnen und Dozenten gibt es kaum. Neben der Videogruppe wird es im OVID-PRAX-Projekt zum Vergleich eine textbasierte Gruppe geben sowie eine, über deren Erfahrungen weder per Video noch schriftlich reflektiert wird. Je ein Test vor und nach dem Praxisein- satz soll zeigen, wer den größten Wis- senszuwachs erworben hat. Die Förderlinie »Forschung zur digi- talen Hochschulbildung« des BMBF nimmt die derzeitige E-Learning-Praxis der Hochschulen in den Fokus und fragt nach Anwendungsmöglichkeiten neuer technischer Entwicklungen aus anderen gesellschaftlichen Bereichen. Videoaufzeichnungen des eigenen Unterrichts sollen Lehramtsstudierenden im Praxissemester Rückmeldung zum Lehren geben. TEXT: JULIANE DÖLITZSCH

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