Lichtgedanken 02

Rubrik 48 Elektromobil im Wohnquartier Informatiker entwickeln ein umfassendes Konzept zur Nutzung regene- rativer Energie für Wohnungen. Im sächsischen Chemnitz wird derzeit ein erster Wohnblock saniert und ausgerüstet. TEXT: JULIANE DÖLITZSCH Im 21. Jahrhundert denken immer mehr Menschen darüber nach, wie sie unse- ren Planeten entlasten können. Neben der Nutzung öffentlicher Verkehrsmit- tel sind Elektroautos heute eine Mög- lichkeit, eine übermäßige Umweltbe- lastung durch Schadstoffemissionen zu vermeiden. Auch das Zurückgreifen auf erneuerbare Energien, um Strom zu beziehen, ist längst Kennzeichen einer ressourcenschonenden, nachhaltigen Lebensweise. Beide Ansätze verbindet nun das For- schungsprojekt WINNER (»Wohnungs- wirtschaftlich integrierte netzneutrale Elektromobilität in Quartier und Regi- on«), das vom Bundesministerium für Wirtschaft und Energie über drei Jahre mit 2,5 Mio. Euro gefördert wird. Die FSU realisiert das Projekt gemeinsam mit sechs Partnern aus Mitteldeutsch- land. »Wir wollen Elektromobilität direkt in Wohnquartiere bringen, in- dem wir Mietern Ladesäulen für Elek- troautos bereitstellen«, berichtet Steffen Späthe, Leiter des Teilprojekts »WIN- NER Potential«, das am Lehrstuhl für Softwaretechnik angesiedelt ist. Genau das wird nun erstmalig erprobt – und zwar keinesfalls nur theoretisch. Denn im sächsischen Chemnitz wird derzeit ein Mehrfamilienhaus komplett- saniert, das künftig »Demonstrator« für das WINNER-Modell sein soll. »Auf dem Dach wird eine Photovoltaikanla- ge angebracht und an den Parkplätzen werden vier Lademöglichkeiten für Elektrofahrzeuge aufgestellt«, erzählt Späthe. Hinzu kommen zwei Elektro­ autos, die die Anwohner gemeinsam nutzen können – umweltbewusstes Carsharing mit den Nachbarn. Der über das Dach produzierte Strom könne zu- sätzlich Heizungspumpen antreiben, Treppenhäuser oder Außenanlagen be- leuchten oder zur Energieversorgung für die Mieter genutzt werden. Energiesparpotenziale aufspüren Spannend ist es für das Team vor al- lem, eine Energiebilanz zu erstellen und Einsparpotenziale bei der Energie- nutzung zu identifizieren. »Über einen längeren Zeitraum den Stromverbrauch eines Gebäudes mit 32 Mietparteien zu ermitteln, bietet vielversprechende Einsichten für uns als zentrale Mes- sdatenstelle im Projekt. So können wir nachvollziehen, zu welchen Zeiten der Verbrauch besonders hoch oder niedrig ist und regulieren, wann der Strom aus dem Netz genommen wird und wann der vom Dach«, erklärt Späthe. Nachts sei der Strom vom externen Versorger günstiger, hingegen könnte zu teureren Zeiten der lokale, durch Lichtenergie produzierte Strom eingespeist werden. Informatiker Steffen Späthe leitet ein Teilprojekt im » WINNER « -Konsortium. Abbildung oben: Solarmodule auf dem Dach, das Elektroauto vor der Tür – so sieht das Ziel des Pro- jekts aus, das Elektromobilität direkt ins Wohnviertel bringen will.

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