Lichtgedanken 02

Rubrik 43 02 | LICHT GEDANKEN Kontakt Dr. Jochen Böhler Imre-Kertész-Kolleg Leutragraben 1, 07743 Jena Telefon: 03641 / 944075 E-Mail: jochen.boehler@uni-jena.de www.imre-kertesz-kolleg.uni-jena.de Bibliographische Angaben Jochen Böhler, Robert Gerwarth (Hg.): »The Waffen-SS. A European History«, Oxford University Press, Oxford 2017, ISBN 978-0-19-879055-6 Dienst fortsetzt«, sagt Jochen Böhler. Heißt konkret: Wer in der rassischen Einordnung der Nazis weit unten stand wie etwa Russen oder Ukrainer, dessen Aufstiegsmöglichkeiten waren deutlich geringer als etwa die von Franzosen oder Norwegern. Insgesamt trugen etwa eine halbe Milli- on nichtdeutscher Männer die Uniform mit Totenkopf und SS-Runen. Wie im- mer ihre Motivation war, sich der Waf- fen-SS anzuschließen, nach Kriegsende teilten sie zumeist ein Schicksal: »Die Kollaboration mit dem Feind wurde in den meisten Ländern tabuisiert«, sagt Jochen Böhler. In Frankreich sei es bei- spielsweise ein Trauma, dass Elsässer – also deutschstämmige Franzosen – 1944 am Massaker von Oradour beteiligt waren. Sie wurden als »Malgré-Nous« (Gegen unseren Willen) zu tragischen Gestalten stilisiert. In den baltischen Ländern hingegen werden die einsti- gen SS-Leute nach dem Ende des Kalten Krieges vielerorts als Helden verehrt, als Vorreiter im Kampf gegen den Bol- schewismus. Verdienst des neuen Bu- ches ist es, den bekannten Stereotypen ein differenziertes, wissenschaftlich be- gründetes Bild entgegenzusetzen. Das Imre-Kertész-Kolleg an der Friedrich-Schiller-Universität Jena ist ein Ort interdisziplinärer und trans- nationaler geschichtswissenschaftlicher Forschung zu historischen Ereignissen des 20. Jahrhunderts in Ostmittel- und Südosteuropa. Das Projekt »Non-Germans in the Waffen-SS: A Cultural History« läuft seit 2013 und wird bis Mitte 2018 fortgesetzt, weitere Veröffentlichungen sind vorgesehen. Unterstützt wird die Forschung durch die Gerda-Henkel-Stiftung in Düsseldorf mit knapp 240 000 Euro. H I N T E R G R U N D Dr. Jochen Böhler auf den Stufen des Prinzessinnenschlösschens im Griesbachgarten, in dem das Imre-Kertész- Kolleg seinen Sitz hat. Der Jenaer Historiker und sein Fachkollege Prof. Dr. Robert Gerwarth von der School of History des University College Dublin erkunden seit vier Jahren die Hintergründe des Einsatzes ausländischer SS-Leute in Kampfeinheiten und als Wachmannschaften in den Konzentrations- und Vernichtungslagern.

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