Lichtgedanken 02
Rubrik 39 02 | LICHT GEDANKEN D R E I F R A G E N A N Welche Hürden muss die Wasserlin- se überwinden, um sich in Europa als Nahrungsmittel zu etablieren? Da Vertreter der Wasserlinsen nicht schon seit Generationen als Nahrungs- mittel in einem Land der Europäischen Union genutzt werden, würden sie als »neuartige Nahrungsmittel« eingestuft. Das bedeutet, vor dem offiziellen Han- del und der Nutzung als Nahrungs- mittel müsste eine Prüfung nach der »Novel Food«-Verordnung erfolgen. Die Tatsache, dass diese Pflanzen seit Menschengedenken in asiatischen Län- dern gegessen werden, spielt dabei kei- ne Rolle. Wir leisten durch unsere Analysen ei- nen wichtigen Beitrag, die Vorausset- zungen dafür zu schaffen – und setzen unsere Arbeiten fort. Kollegen in den Niederlanden und Israel bemühen sich zudem um die rechtliche Seite des er- forderlichen Vorganges. Außerdem braucht es natürlich ein Unternehmen, das die Pflanzen in geeigneter Menge produziert. Das kann nicht die Aufgabe einer Universität sein. Die Einsatzgebiete der Wasserlinse sind heute bereits vielfältig (siehe Kasten auf S. 38). Wo sehen Sie – neben der Nutzung als Nahrungsmittel – ihre größten Potenziale? Erstens in der Reinigung von Abwasser, da Wasserlinsen alle möglichen Stoffe aus demWasser aufnehmen. Das klappt rund ums Jahr natürlich nur in wärme- ren Ländern, z. B. in Indien. Zweitens bei der Verwendung der Bio- masse zur Gewinnung von Stärke. Aus Stärke kann man leicht Zucker gewin- nen, die zu Bioalkoholen (Ethanol oder Butanol) vergoren und zur Energiege- Original-Publikation Appenroth KJ et al. Nutritional value of duckweeds (Lemnaceae) as human food. Food Chemistry, DOI: 10.1016/j.food- chem.2016.08.116 Kontakt PD Dr. Klaus Appenroth, Prof. Dr. Gerhard Jahreis Institut für Allgemeine Botanik und Pflanzenphysiologie Institut für Ernährungswissenschaften Dornburger Straße 159 und 24, 07743 Jena Telefon: 03641 / 949233, 03641 / 949610 E-Mail: klaus.appenroth@uni-jena.de b6jage@uni-jena.de www.botanik.uni-jena.de , www.iew.uni-jena.de PD Dr. Klaus Appenroth Pflanzenphysiologe und Spezialist für Wasserlinsen PD Dr. Klaus Appenroth hat fast sein gesamtes Forscherleben der Wasserlinse gewidmet. Appenroth leitet das internationale Komitee zur Wasserlinsen-Forschung, das sich weltweit für eine intensivere Nutzung und Anwen- dung der »Entengrütze« stark macht. winnung eingesetzt werden können. Besonders Kollegen aus China arbeiten in diese Richtung. Natürlich bietet es sich an, diese beiden Anwendungen zu kombinieren. Da bei Verwendung von nährstoffreichen Gewässern diese Nährstoffe von den Pflanzen aufgenom- men und gespeichert werden, kann die Biomasse auch als Gründünger verwen- det werden, z. B. zum Recycling von Phosphat. Und schließlich eignen sich Wasserlin- sen drittens natürlich auch zur Tierer- nährung. Hier braucht es eine Berech- nung, ob die Kultivierung durch das Produkt wirtschaftlich abgedeckt ist. Verraten Sie Ihr »ultimatives« Wasser- linsen-Rezept? Ich mag am liebsten ein Wasserlin- sen-Curry: Dazu werden Zwiebeln und schwarze Senfkörner angebraten. Anschließend kommen Kreuzkümmel, Chilischoten und zerriebener Ingwer hinzu. Dann die Wasserlinsen hinzuge- ben – am bestenWolffia – kurz aufbraten und mit Salz und Zitrone abschmecken. Fertig. Dazu passt Reis.
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