Lichtgedanken 02
Rubrik 38 H I N T E R G R U N D Die kleinsten Blütenpflanzen der Welt Zur Familie der Wasserlinsengewächse ( Lemnaceae ) gehören fünf Gattungen mit weltweit 37 Arten. In Mitteleuropa sind beispielsweise die kleine Wasserlin- se ( Lemna minor ), die bucklige Wasserlinse ( Lemna gibba ) sowie die dreifurchi- ge Wasserlinse ( Lemna triscula ) heimisch. Auch die Vielwurzelige Teichlinse ( Spirodela polyrhiza ) ist hierzulande häufig auf stehenden oder langsam fließen- den Gewässern zu finden. Daneben existieren die sogenannten wurzellosen Zwergwasserlinsen ( Wolf- fia ), die vorwiegend in warmen bis tropischen Breiten zu Hause und daher in Deutschland eher selten sind. Sie gelten als die kleinsten Blütenpflanzen der Welt . Vertreter der Kugeligen Zwergwasserlinse Wolffia globosa sind nur 0,7 bis 1,5 Milimeter groß, von kugeliger Gestalt und sie wachsen schwimmend ohne Wurzeln. Sie vermehren sich vegetativ – durch ungeschlechtliche Zellteilung – und zwar so rasch, dass sie binnen kürzester Zeit ganze Gewässeroberflächen bedecken können. Wasserlinsen sind die am schnellsten wachsenden Blüten- pflanzen überhaupt : Aus einem Gramm wächst unter idealen Bedingungen in- nerhalb von drei Wochen bis zu sechs Tonnen Biomasse. Allerdings: Für ein solches Turbo-Wachstum benötigen die grünen Winzlinge durchgängig warme Temperaturen. Für eine großangelegte Produktion von Was- serlinsen sind Gebiete in den Subtropen oder Tropen weitaus besser geeignet als Deutschland oder Europa. Wasserlinsen sind in der Natur eine wichtige Nahrungsgrundlage für viele Fi- sche und Wasservögel. Doch auch in der menschlichen Ernährung spielen sie bereits eine Rolle. So werden Wasserlinsen in Ostasien (Thailand, Burma, Laos) bereits seit vielen Generationen gegessen und sind als »Wassereier« (khai-nam) handelsüblich. Auch bei den Maya in Guatemala standen Was- serlinsen unter der Bezeichnung, »Wasserkorn« (Xim Ha) traditionell auf dem Speiseplan. Aufgrund ihres hohen Proteingehaltes, der idealen Amino- säurezusammensetzung und ihres niedrigen Fettanteils sind Wasserlinsen ernährungsphysiologisch besonders wertvoll. Um verzehrt zu werden, müssen die Wasserlinsen in sauberem Wasser wachsen, da sie Wasserinhaltsstoffe – etwa Schadstoffe – schnell und in großer Menge aufnehmen und speichern. Diesen Umstand macht man sich auf der anderen Seite auch zunutze und setzt Wasserlinsen gezielt dazu ein, verschmutzte Gewässer und Abwasser biologisch zu reinigen. Wasserlin- sen entfernen in Wasseraufbereitungsanlagen zuverlässig Stickstoff- und Phosphorverbindungen aus dem Wasser, ebenso Schwermetalle, Pestizide oder Dioxin. Darüber hinaus bieten die kleinen Pflänzchen aufgrund ihres riesigen Ver- mehrungsdrangs weitere interessante Einsatzmöglichkeiten, etwa als Roh- stoff für den Biosprit Ethanol . Denn Wasserlinsen produzieren pro Hektar und Jahr im Schnitt etwa fünfmal soviel Biomasse wie Mais. Dafür blockie- ren sie keine Anbauflächen für Nahrungs- oder Futtermittel und lassen sich einfacher ernten als etwa Algen, die heute auch bereits in der Biospritpro- duktion Verwendung finden.
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