Lichtgedanken 02
S C HW E R P U N K T 30 Kaum jemand – außerhalb der Theologischen Fakultät und des Historischen Instituts – hat sich an der Uni Jena in den vergangenen Jahren so intensiv mit den Geschehnissen rund um die Reformation beschäftigt wie der ehemalige Rektor Klaus Dicke. Er trägt einen großen Anteil daran, dass neben den Feierlichkeiten auch die Wissenschaft während der Lutherdekade nicht zu kurz kommt. Doch woher rührt die Leidenschaft des Politikwissenschaftlers und bekennenden Katholiken ausgerechnet für dieses Thema? »Manchmal hilft´s und manchmal stört´s« TEXT: SEBASTIAN HOLLSTEIN Fragt man Klaus Dicke nach der Zeit nach dem Reformationsjubiläum, muss er nicht lang überlegen: »An Allerheili- gen mache ich erst einmal ein geistiges Katerfrühstück.« Denn in den vergan- genen zehn Jahren nahmen Luther & Co. keinen geringen Platz im Termin- kalender des ehemaligen Rektors der Friedrich-Schiller-Universität ein. Viele Vorträge hat er seit seinem Ausschei- den aus der Universitätsleitung 2014 gehalten, Tagungen besucht, Beiträge geschrieben, in Diskussionen seine Sicht der Dinge erklärt. Und all das will na- türlich vorbereitet, recherchiert und or- ganisiert werden. »So eine Dekade ist ganz schön lang«, lässt Dicke ein wenig Erschöpfung erkennen. Doch woher kommt dieses außerge- wöhnliche Engagement für das Refor- mationsjubiläum eigentlich? Warum beschäftigen Klaus Dicke die Gescheh- nisse rund um die Kirchenspaltung vor 500 Jahren so sehr? Möglicherweise liegt die Antwort in einer fruchtbaren Mischung aus Profession und Konfessi- on, denn Dicke ist Politikwissenschaft- ler und Katholik. Geboren in der Nähe von Koblenz wuchs er im Rheinland der 1950er und 60er Jahre auf. Das Ka- tholische war hier allgegenwärtig und selbstverständlicher Teil des öffentli- chen Raums. »Messdiener, Prozessio- nen, Küsterdienst – da gehörte auch bei mir das volle Programm dazu«, sagt der heute 63-Jährige. »Die Kirche hat ein Ge- rüst für den Jahresablauf geliefert.« Mit dem Studium verließ er das vertraute
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