Lichtgedanken 02
S C HW E R P U N K T 23 02 | LICHT GEDANKEN »Außer Thesen allerhand gewesen« – so lautet der Titel der aktuellen Ausstellung zum 500. Reformations- jubiläum, die bis Dezember in der Thüringer Universitäts- und Landesbibliothek (ThULB) zu sehen ist. Gezeigt werden Bücher und Handschriften der Reformationszeit aus dem Bestand der ThULB: Frühschriften Luthers und anderer Reformatoren, handschriftliche Notizen und wertvolle Drucke. Doch bis die jahrhundertealten Bände in den Vitrinen im Zimelienraum in Szene gesetzt werden konnten und so ein lebendiges Zeugnis ihrer Entstehungszeit geben, hatten Ausstellungsmacher und Restauratoren einiges zu tun. Reformator im Zellulosebad TEXT: UTE SCHÖNFELDER Mit »Schätzen der Reformationszeit« wirbt die Thüringer Universitäts- und Landesbibliothek (ThULB) derzeit für eine Ausstellung. Wie sollte es auch an- ders sein? Wir schreiben das Jahr 2017 – DAS Reformationsjahr – klar, dass auch die größte Bibliothek im Freistaat mit einem passenden Beitrag zum 500. Jubi- läum der großen Umwälzungen in Kir- che und Gesellschaft aufwartet. Schließ- lich ist Thüringen eines der Kernländer der Reformation; seit zehn Jahren, wäh- rend der »Lutherdekade«, wird an der FSU und anderen Forschungseinrich- tungen intensiv geforscht und publi- ziert, werden Bestände aus Archiven und Bibliotheken digitalisiert und onli- ne zugänglich gemacht, Ausstellungen vorbereitet und präsentiert. Unscheinbare Schätze Also folge ich, auf der Suche nach den hiesigen Schätzen der Reformation, ei- nes Vormittags im März Dr. Joachim Ott. Von der Informationstheke der ThULB geht es in den Zimelienraum, in dem die Ausstellung »Außer Thesen allerhand gewesen« noch bis Dezember zu sehen ist. Der Kontrast könnte kaum größer sein: vom glasüberdachten groß- zügigen Foyer, das trotz des eingerüste- ten Eingangsbereichs von Frühlingslicht geflutet ist, gehen wir in den abgedun- kelten kleinen Ausstellungsraum. An der Eingangstür prangt das Plakat, das die Schätze ankündigt. Darauf ein Mann in Mönchskutte mit einer über- dimensionierten Feder, der – so scheint es – seinen Frust über den kirchlichen Ablasshandel in großen Buchstaben an eine Kirchentür schreibt. Diese Szene vor Augen betrete ich die Ausstellung in Erwartung von Original- Zeugnissen jener großen Bewegung. Doch auf den ersten Blick entsprechen die aufgeschlagenen Bücher, die hier in zwölf dezent beleuchteten Vitrinen prä- sentiert werden, kaum meiner Vorstel- lung von »Schätzen«: Nichts von Prunk und Pracht, weder Gold noch aufwen- dige Farbigkeit der Illustrationen haben die teilweise gewichtigen Bände zu bie- ten. Stattdessen dicke graue Lederein- bände, die aufgeschlagenen Seiten sind aus solidem Papier, in Gelb- und Brauntönen. Bei den wenigen Illustrati- onen handelt es sich um Holzschnitte in der gleichen Farbe wie die gedruckten Buchstaben. Kostbarkeiten sehen anders aus. Als könnte Dr. Ott meine stummen Vorbe- halte ahnen, erläutert er: »All diese Bü- cher stammen entweder aus dem direk- ten Umfeld Luthers, enthalten Schriften von ihm oder sind von ihm bearbeitet worden.« Ott leitet den Bereich Hand- Blick in den Ausstellungsraum, in dem bis zum 14. Dezember die »Schätze der Reformationszeit« zu sehen sind.
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