Lichtgedanken 02

S C HW E R P U N K T 18 Initiiert haben das Projekt Prof. Dr. Wer- ner Greiling als Vorsitzender der His- torischen Kommission für Thüringen und Jenaer Professor für Geschichte der Neuzeit sowie Prof. Dr. Uwe Schirmer, der an der FSU Thüringische Landesge- schichte lehrt. Im Zentrum stehen fünf Forschungsvorhaben, mit denen Nach- wuchswissenschaftler betraut worden sind. In deren Blickpunkt rücken das Schulwesen, Armut und Armutsbe- kämpfung, der Kurfürst Johann von Sachsen, die Reformation auf dem Land und die Universität im Zeitalter der Re- formation. »Wir erforschen die Sozial- und Gesell- schaftsgeschichte des späten 15. und des beginnenden 16. Jahrhunderts«, sagt Uwe Schirmer. Heißt konkret, die tiefgreifenden politischen, sozialen, kul- turellen und religiösen Umwälzungen, die durch die evangelische Bewegung Wittenberger Prägung ausgelöst wor- den sind. »Kernland« Thüringen Räumlich lässt sich die Forschung auf den thüringisch-mitteldeutschen Raum eingrenzen, vorrangig auf Thüringen als »Kernland der Reformation«. Die Forscher möchten die tiefgreifenden Transformationsprozesse verstehen, die Kirche und Staat, Justiz und Rechtspre- chung, Städte und Dörfer sowie Schulen und Universitäten im Zuge der Refor- mation erfasst haben. Neue Erkenntnisse finden sich in al- ten Quellen. Getreu diesem Grundsatz machten sich die fünf Doktoranden auf, in Archiven zu suchen, in Kirchen- büchern und Verwaltungsprotokollen. Vieles, was dort gefunden wurde, zeich- net ein neues und genaueres Bild vom Alltag in der Reformationszeit: »Einige der Erkenntnisse sind so noch nicht dar- gestellt und beschrieben worden«, sagt Uwe Schirmer. So hat etwa Julia Mandry herausgefunden, dass aufbauend auf dem gut organisierten Armutswesen der Vorreformationszeit eine finanzielle wie strukturelle Neuordnung der Ar- menfürsorge angestrengt wurde. Eine zentrale Rolle spielten dabei sogenann- te Gemeine Kästen. In diese Gemeinde- kassen flossen u. a. die Einnahmen aus Thüringen im Jahrhundert der Reformation Die Reformation ist untrennbar mit dem Namen Martin Luthers verbunden. Doch der Fokus auf Luther verstellt den Blick auf andere Reformatoren ebenso wie auf den Prozess der Reformation, der schon vor Luthers Auftreten begann und weit über Luther hinaus reichte. »Außerhalb Deutschlands wird meist vom Zeitalter der Reformen ge- sprochen, nicht von der Reformation«, sagt Dr. Alexander Krünes. Der Historiker koordiniert das Forschungsprojekt »Thüringen im Jahrhundert der Reformation«, das noch bis Ende 2017 läuft. TEXT: STEPHAN LAUDIEN

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