Lichtgedanken 02

S C HW E R P U N K T 12 Hat er oder hat er nicht? Am 31. Okto- ber 1517 veröffentlichte Martin Luther in Wittenberg seine berühmten 95 The- sen, in denen er den Missbrauch des Ablasshandels der Kirche anprangerte und die zumAusgangspunkt der Refor- mation wurden. Ob er – wie immer wieder kolportiert – seine Thesen dafür an die Tür der Wit- tenberger Schlosskirche angeschlagen hat oder nicht, darüber wird nach wie vor in der Wissenschaft gestritten. Un- zweifelhaft sind dagegen die Spuren, die Luther und andere Reformatoren in Zeit des Umbruchs – Zeit des Aufbruchs Ohne Luther keine »Hohe Schule«, ohne Reformation keine Universität in Jena. Was aus dem Ackerbürger- und Weinbauernstädtchen ohne seine Universität geworden wäre, darüber kann man nur spekulieren. Fest steht, ohne die großen reformatorischen Umwälzungen, die in der Dynastie der Ernestiner engagierte Un- terstützer fanden, hätte die Stadt heute ein anderes Gesicht. Wie die Reformation nach Jena kam, wie sich Ideen und Glaubenssätze verbreiteten, aber auch wie sich Zeugnisse und kulturelle Güter aus der Reforma- tionszeit bewahren und in Zukunft wissenschaftlich nutzen lassen – das sind Themen aktueller Forschung an der FSU. TEXT: UTE SCHÖNFELDER ganz Europa hinterlassen haben. Luther selbst und viele seiner bahnbrechenden Ideen und Taten wurzeln in Thüringen: In Erfurt hat er studiert und trat in das dortige Augustinerkloster ein, auf der Wartburg bei Eisenach hat er die Bibel übersetzt. Und auch in Jena war Luther zu Gast. Zwischen 1522 und 1537 weilte er meh- rere Male in der Stadt. Er predigte in der Stadtkirche St. Michael und stritt mit dem Reformator und einstigen Dok- torvater Andreas Bodenstein, genannt Karlstadt. Bild oben: Blick in den Innenhof des Collegium Jenense. In dem ehemaligen Dominika- nerkloster ist 1548 von Kurfürst Johann Friedrich I. die »Hohe Schule« gegründet worden, die zehn Jahre später zur Universität ernannt wurde.

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