Die sich im Zusammenhang mit der SARS-CoV-2/ COVID-19-Pandemie hierzulande vollziehende Neuaushandlung von sozialen und sozialräumlichen Distanz- und Näheverhältnissen ist aus sozialwissenschaftlicher Perspektive von großem Interesse. So ist zu erwarten, dass die „CoronaKrise“ und die durch die Maßnahmen des „physical distancing“ verursachten Veränderungen zu nachhaltigen Veränderungen der sozialen Beziehungsweisen von Menschen führen werden. Dabei ist davon auszugehen, dass Aushandlungsprozesse von sozialräumlichen Distanz- und Näheverhältnissen in unterschiedlichen sozialen Gruppen und Milieus zu je anderen Betroffenheiten und zu einer Herausforderung für die soziale Kohäsion der Gesellschaft insgesamt führen. Die verschiedenen individuellen, haushaltsbezogenen, familialen oder gruppenbezogenen Verinselungen gehen mit neuen Formen sozialer (Des)Integration einher, die sich insbesondere im affiliativen Austausch zwischen Individuen, Gruppen und Milieus niederschlagen. Beziehungsweisen. Neuaushandlungen sozialer und sozialräumlicher Distanz- und Näheverhältnisse in ihren Auswirkungen auf den gesellschaftlichen Zusammenhalt während und nach der Corona-Krise (S. Henn, S. Runkel, S. Strohschneider, M. Wermke) Sozialgeographie (W1) Jun.-Prof. Dr. Simon Runkel Forschungsschwerpunkte Gesellschaft und Gemeinschaft: soziale Geographien im demographischen Wandel Sicherheit und Freiheit: soziale Geographien im gesellschaftlichen Wandel Geosoziale Zukünfte: politische Geographien transnationaler und globaler Vergemeinschaftung Das Projekt darauf ab, mögliche langfristige Auswirkungen dieser Neuaushandlungen von sozialer und sozialräumlicher Nähe- und Distanzverhältnisse über ein an der Delphi-Methode orientiertes Befragungsdesign abzuschätzen. Dies wurde mittels einer mehrstufigen OnlineBefragung von sozialwissenschaftlichen Expert:innen umgesetzt. In der Befragung von Expert:innen konzentriert sich das Projekt auf acht Bereiche, in denen sich Beziehungsweisen möglicherweise verändern. Diese Bereiche sind körperliche Nähe, Übergangsriten, Gemeinschaftserlebnisse, solidarische Beziehungen, Beziehungen zwischen sozialen Kollektiven, Beziehungen im öffentlichen Raum, Vertrauen in die Demokratie und Beziehungsweisen im ökonomischen Handeln. Auf einem inter- und transdisziplinären Workshop mit Wissenschaftler:innen und vor allem Praktiker:innen wurden die Ergebnisse evaluiert. Abb. 1. Workshop mit Praktiker:innen und Wissenschaftler:innen in Jena im Herbst 2021. Foto: Vincent Kluger 126 — FORSCHUNG
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