Jahresbericht 2020-2021

Die Themen des Unterrichtsfaches Geographie zeichnen sich durch ihre Raumbezogenheit aus. Raum ist immer Produkt menschlichen Handelns. Die Fragen moralischen Handelns und seiner Wertmaßstäbe sind für einen der zeitgemäßen Fachlichkeit sowie dem Bildungsauftrag verpflichteten Geographieunterricht von zentraler Bedeutung. Den inhaltlichen Bezügen (Diskurs um Klimawandel, Globalisierung(en), Transformation der Arbeit, Ausbreitung von Hunger und Armut etc.) übergeordnet stellt sich für Geographieunterricht die Frage, in welcher Welt, in welcher Gesellschaft wir leben wollen. Daran schließt sich die Frage nach einer ethischen Praxis an. Diese Fragen lassen sich nicht einfach über einen vorgeordneten Rahmen, z.B. Kompetenzorientierung, klären. Die Auseinandersetzung mit dem, was es heißt, ein Mensch zu sein, in Gemeinschaft mit anderen zu leben und in dieser bzw. für diese Welt verantwortlich zu sein, stellen für eine ethische Orientierung notwendige Bedingungen dar. Im September 2021 fand im Kleinen Rosensaal der Universität Jena die Tagung „Ethische Orientierung für die Geographiedidaktik“ statt. Die Tagung versammelte verschiedene Perspektiven auf ethische Fragestellungen, die sich im Kontext der Geographiedidaktik zeigen und es wurden Möglichkeiten diskutiert, AntworEthische Urteilsbildung ten auf diese Fragen zu orientieren. Das Buch zur Tagung stellt die Sichtbarkeit des Themas her. [1] Dickel, Mirka (2022 i.E.): Ethische Bildung. In: Nöthen, Eva und Verena Schreiber (2022): Transformative Geographische Bildung. Springer Spektrum. [2] Dickel, Mirka (2022 i.E.): Schweigendes Wissen im Geographieunterricht. Mimesis und Ethik. In: Dickel, Mirka, Georg Gudat und Jochen Laub (Hrsg. 2022): Ethische Orientierung für die Geographiedidaktik. Bielefeld. [3] Gudat, Georg (2022 i.E.): Der moralische Impuls im Geographieunterricht. In: Dickel, Mirka, Georg Gudat und Jochen Laub (Hrsg. 2022): Ethische Orientierung für die Geographiedidaktik. Bielefeld. Abb. 2. „Ethische Orientierung für die Geographiedidaktik“. Tagung im Kleinen Rosensaal, 13.-15.09.2021. Foto: Anne Günther-Mitsching „Natur ist im Trend“, „Natur ist erholsam“, „Natur ist elementar“, „Natur ist bedroht“. Seit Anbeginn der Disziplin ist geographisches Denken durch die Lust an der Entdeckung und Erforschung der (Erd-)Natur charakterisiert. In der aktuellen gesellschaftlich bedingten Umweltkrise ist es wesentlich, sich erneut darüber zu verständigen, was wir unter Natur verstehen und wie wir das NaturKulturverhältnis gestalten (sollten). Das exkursionsdidaktische Vertiefungsseminar im SoSe 2021 führte entlang der Saale von Rudolstadt nach Bad Kösen. Beim Wasserwandern wird uns die Verbindung von sinnlichem Erleben und kognitivem Nachdenken, Sinn und Sinnlichkeit auf besondere Weise bewusst. Im Seminar diskutieren wir Möglichkeiten des Verschränkens des kognitiven Benennens von Dingen, dem Äußern von Vermutungen, dem Erklären von Zusammenhängen als gewohnte Abläufe mit dem sinnlichen Erleben, als einem für die Erkenntnisgewinnung schwer zu greifenden, da flüchtigen aber nicht weniger bedeutsamen Prozess. Naturphilosophische Reflexionen für die Geographiedidaktik (Studienprojekt GEOG 352 in 2021) Abb. 3. Umtragestelle Orlamünde. Foto: Georg Gudat FORSCHUNG — 121

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