Didaktik der Geographie (W3) Prof. Dr. Mirka Dickel Forschungsschwerpunkte Geographie und Verantwortung: Für welches Mensch-Natur-Verhältnis kann Wissenschaft wahrhaft eintreten? Wir befragen die Voraussetzungen von Forschung in der Moderne, konkret die Verhältnisbestimmung von Epistemologie (Erkenntnistheorie) und Ontologie (Logos) im Hinblick auf wissenschaftliche Verantwortung. Ethische Urteilsbildung: Möchte man nicht einer Beliebigkeit medial vorliegender auch kontroverser Meinungen und widersprüchlicher Erkenntnisse im Sinne des „anything goes“ das Wort reden, stellt sich die dringende Frage nach einer reflektierten Urteilspraxis und nach Wertmaßstäben in geographischen Vermittlungssituationen. Naturphilosophische Reflexionen: Die Bedeutung der geographischen Kernkategorie „Natur“ liegt nicht auf der Hand. Sie ist in der Art und Weise verborgen, wie wir mit der Welt in Beziehung treten. Wir befragen alltägliche Lebenswelten in der Moderne im Hinblick auf die Verschränkung von Natur und Kultur bzw. Materialität und Sinn und ziehen Konsequenzen für die Geographiedidaktik. Wissenschaft besteht aus wissenschaftlichen Praktiken, diese finden vor dem Hintergrund der wissenschaftlichen Sozialisation und wirksamen wissenschaftlichen Normen statt. Das Denken des Einzelnen ist situiert, abhängig von materiellen Bedingungen, z.B. finanziellen Möglichkeiten, kulturellem Kapital sowie impliziten weltanschauGeographie und Verantwortung lichen Annahmen. Diese Bedingungen beeinflussen die politische Haltung, Interessen und Ziele. Das erkenntnistheoretische System, d.h. epistemische Verfahren, relevante Fragestellungen, Forschungsdesigns, Betrachtungsweisen, ist Folge des sozialen Systems und damit historischen Wandlungen unterworfen. Die Antwort auf die Frage der Verantwortung der Wissenschaften ist daher nicht in der Anpassung an Fachtraditionen oder an erkenntnistheoretisch abgesicherte Theorien und Methoden zu finden, sondern angebunden an den eigenen wissenschaftlichen Vollzug. Im Zeitalter der beschleunigten Moderne kommt der Verantwortung der Wissenschaften eine neue Aktualität zu. Diese Zeitdiagnose ist Anlass der Reflexion darüber, was der Wissenschaft Geographie heute Orientierung gibt und eine verantwortungsvolle Wissenschaftspraxis verbürgt, was also gute Gründe für eine tragfähige Wissenschaftspraxis sind. [1] Dickel, Mirka; Lehmann, Johanna (2021): Truth as a challenge to pedagogical thinking. Approaches via the “Opera Village Africa” by Christoph Schlingensief. – Confluências Culturais, EDIÇÃO ESPECIAL “South-Northern Mirror. Cultural Heritage and democratic challenges” 10, 2, S. 9-24. [2] Dickel, Mirka (2021): Geographie und Verantwortung. Sinnschichten geographischen Tuns. In: Mirka Dickel und Hans Jürgen Böhmer (Hg.): Die Verantwortung der Geographie. Orientierungen für eine reflexive Forschung. Bielefeld: transcript (Sozial- und Kulturgeographie, 47), S. 7–34. [3] Dickel, Mirka; Gudat, Georg (2021): Offenes Denken. Zur verantwortungsvollen Wissenschaftspraxis der Geographie(-didaktik). In: Mirka Dickel und Hans Jürgen Böhmer (Hg.): Die Verantwortung der Geographie. Orientierungen für eine reflexive Forschung. Bielefeld: transcript (Sozial- und Kulturgeographie, 47), S. 91–112. Abb. 1. Dickel, Mirka und Böhmer, Hans Jürgen (Hrsg.): Die Verantwortung der Geographie. Orientierung für eine reflexive Forschung. Bielefeld 2021 (transcript). 120 — FORSCHUNG
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