Jahresbericht 2018-2019

FORSCHUNG — 131 Langzeitbewegungsraten im nördlichen Zagros-Gebirge (Kurdistan, Irak) Wie schnell wachsen Ge- birgsfalten und wie können wir dies messen? Diesen Fragen widmet sich ein DFG- und DAAD- gefördertes Projekt im ira- kisch-kurdischen Teil des Zagros-Gebirges. Wir unter- suchen dazu die Morphologie großer Faltenstruk- turen, die sich aufgrund der Kollision der Arabi- schen und der Eurasischen Platte gebildet haben. Je stärker sich Flüsse erosiv in die Falten einge- schnitten haben, umso eher muss deren Hebung begonnen haben (Abb. 3). Dies lässt sich mit mor- phologischen Parametern quantifizieren. Mit nu- merischen Vorwärtsmodellierungen der Land- schaftsentwicklung konnten wir zeigen, wie sich das Faltensystem gebildet und im Pleistozän ver- ändert hat. Die von uns entwickelte Methode kann auch andernorts angewendet werden und helfen, Dieses DFG-finanzierte Projekt beschäftigt sich mit den tektonischen Vorgängen, welche zur Erd- bebenaktivität auf der südlichen Balkan-Halbinsel in Montenegro und Albanien beitragen. Die Arbei- ten erfolgen in Kollaboration mit der RWTH Aachen, der FU Berlin sowie den Universitäten Zagreb, Tirana und Utrecht. Das Arbeitsgebiet wurde und wird wiederholt von starken Erdbeben heimgesucht – zuletzt im November 2019. Bei einem ähnlichen Erdbeben der Magnitude 7,1 vor der Küste Montenegros im Jahre 1979 (Abb. 4) kamen mehr als 130 Menschen ums Leben. In einer aktuellen Arbeit konnte gezeigt werden, dass die Tektonik des Untersuchungsgebietes vorran- gig von der Subduktion der adriatischen Litho- sphärenplatte unter die Balkan-Halbinsel gesteu- ert wird, es aber entlang der Deformationsfront starke Unterschiede hinsichtlich der Länge und des Winkels der subduzierenden Platte gibt. Die Geometrien dieser tief liegenden Mantelstrukturen scheinen die Kinematik der Oberflächenbewegun- gen stark zu kontrollieren. [3] Biermanns, P., et al. (2019): Tectonic geomorphology and Quaternary landscape development in the Albania - Montenegro border region: An inventory, Geomorphology, 326, 116-131. Der Einfluss von Vorgängen im Erdmantel auf die neotektonische Deformation in Albanien und Montenegro [4] Handy, M.R., et al. (2019): Coupled crust-mantle response to slab tearing, bending and rollback along the Dinaride-Hellenide orogen. Tectonics, 38(8), 2803-2828, doi: 10.1029/2019TC005524. [5] Schmid, S.M., et al. (2020): Tectonic units of the Alpine collision zone between Eastern Alps and western Turkey, Gondwana Research, 78, 308-374, doi: 10.1016/j.gr.2019.07.005. Abb. 4. Verteilung von Erdbeben mit Magnituden > 4 in Nord-Albanien und Montenegro seit 1900. Beben entlang der Küste sind verkürzend, jene im Hinterland hingegen dehnend (aus Biermanns et al., 2019). die Koppelung von Gebirgsbildung und Land- schaftsentwicklung besser zu verstehen. [2] Zebari, M., et al. (2019): Relative timing of uplift along the Zagros Mountain Front Flexure (Kurdistan Region of Iraq): Constrained by geomorphic indices and landscape evolution modeling, Solid Earth, 10, 663-682, doi: 10.5194/se-10-663-2019. Abb. 3. Doktorand Mjahid Zebari betrachtet das System von Flussterassen des Greater Zab River in Kurdistan / Irak. Die fünf Terassen-Niveaus T1 bis T5 dokumentieren einen über Jahrhunderttausende fortlaufenden Prozess von Hebung der Landoberfläche bei gleichzeitigem Einschneiden des Flusses. Foto: Kamil Ustaszewski.

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