Jahresbericht 2018-2019
Lehrstuhl Didaktik der Geographie Prof. Dr. Mirka Dickel Forschungsschwerpunkte Visuelle Geographien: Mit der Digitalisierung steht eine Bilderflut, eine Vielfalt an Weltbildern zur Verfügung. Wie diese visuellen Räumlichkeiten verstanden und didaktisch fruchtbar werden können, ist zu erforschen. Ethische Urteilsbildung: Möchte man nicht einer Beliebigkeit medial vorliegender auch kontroverser Meinungen und widersprüchlicher Erkenntnisse im Sinne des „anything goes“ das Wort reden, stellt sich die dringende Frage nach einer reflektierten Urteilspraxis und nach Wertmaßstäben in geogra- phischen Vermittlungssituationen Forschendes Lernen: Die politische Dimension des Geographieunterrichts liegt zumeist nicht offen auf der Hand. Sie ist in der Art und Weise verborgen, wie wir mit der Welt in Beziehung treten. Zum einen gilt es diese eingeschriebene Dimension des Politischen sichtbar zu machen. Zum anderen gilt es das produktive Denken und Sprechen zu kultivieren. Welche Bedeutung das forschende Lernen und insbesondere die Eigen-Sinnigkeit der Fragen hierbei spielen kann, gilt es auszuloten. Geographie wird seit jeher visuell vermittelt. Ge- mälde, Fotos, Schemata, Zeichnungen und Kar- ten wurden immer schon in Forschungs- und Lernkontexte einbezogen und sprachlich kontex- tualisiert. Schüler*innen und Studierende werden fortwährend angehalten, sich auf Visuelles einzu- lassen und ihre Gedanken hierzu zur Sprache zu bringen. Aufgrund der langen Geschichte der Geo- graphie, das Geographische über Visualisierun- gen in den Blick zu nehmen und darzustellen, ist es für den heutigen Geographen und die heutige Geographin, deren Gegenwart und Zukunft in sei- ner oder ihrer fachlichen Herkunft gründet, not- wendig, das Bild(liche) als konstitutives Moment der Geographie zu begreifen. Die Anerkennung des Visuellen als spezifisch geographische Epistemik ist auch deshalb not- wendig, da man die Geographie überhaupt nur unter der Berücksichtigung des Anschauungs- charakters der Erde verstehen kann. Ausgehend von dem erweiterten Bildbegriff, der nicht mehr an der Idee des Abbildes interessiert ist, d. h. wie das Bild eine vorausgesetzte Realität spiegelt, sondern daran, wie der Geograph oder die Geo- graphin sich zum Bild in Beziehung setzt und den Bildsinn freilegt, fragen wir, wie sich der spezi- fisch geographische Umgang mit dem Bild und dem Bildlichen ausgehend von konkreten Bei- spielen theoretisch beschreiben lässt. Visuelle und kulturelle Geographien: zwischen sinnlichem Erleben und kognitiver Reflexion Wir stellen die Frage nach der Bedeutung der ästhetischen Dimension im Lernprozess. Dar- über hinaus fragen wir, wie sich sinnliches Erle- ben und rationales Erkennen sinnvoll ins Verhält- nis setzen lassen. [1] Dickel, Mirka (2019): Bildraum. In: Hasse, Jürgen und Verena Schreiber (Hrsg.): Räume der Kindheit. Ein Glossar. Bielefeld, 32-38. [2] Dickel, M. & L. Keßler (2019): Zwischen sinnlichem Erleben und sprachlich-rationalem Begreifen. Zur Reflexion der ästhetischen Dimension der Forschung in der Geographie. In: Europa Regional 26, 2018 (2019), 1, 52-64. [3] Dickel, M. & J. Lehmann (2020): „Meuterei auf der Bounty“. Der Spielfilm im Geographieunterricht. In: Dickel, M. & M. Kowasch (Hrsg.): Geographien Ozeaniens. Fachliche Annäherungen und Didaktisierungsvorschläge. Münster, 41-60. Abb. 1. Der Geograph. Johannes Vermeer, 1669, Öl auf Leinwand, 51,6 x 45,4 cm, Städel, Frankfurt am Main. 100 — FORSCHUNG
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