Fakultätsbericht 2016-2017

Lehrstuhl für Didaktik der Geographie Prof. Dr. Mirka Dickel Forschungsschwerpunkte  Visuelle Vermittlung: Mit der Digitalisierung steht eine Bilderflut, eine Vielfalt an Weltbildern zur Ver- fügung. Diese visuellen Räumlichkeiten haben einschneidende Folgen für den geographischen Ver- mittlungsprozess, die es zu erforschen gilt.  Wertmaßstäbe und Urteilspraxis: Möchte man nicht einer Beliebigkeit medial vorliegender auch kontroverser Meinungen und widersprüchlicher Erkenntnisse im Sinne des „anything goes“ das Wort reden, stellt sich die dringende Frage nach einer reflektierten Urteilspraxis und nach den Wertmaß- stäben im Fach Geographie.  Forschendes Lernen: Die politische Dimension des Geographieunterrichts liegt zumeist nicht offen auf der Hand. Sie ist in der Art und Weise verborgen, wie wir über uns und die Welt sprechen. Zum einen gilt es diese eingeschriebene Dimension des Politischen sichtbar zu machen. Zum anderen muss stärker als das konstatierende das produktive Denken und Sprechen im Unterricht kultiviert werden. Welche Bedeutung das forschende Lernen hierbei spielen kann, gilt es auszuloten. 96 — FORSCHUNG Geographie wird seit jeher visuell vermittelt. Ge- mälde, Fotos, Schemata, Zeichnungen und Karten wurden immer schon in Forschungs- und Lern- kontexte einbezogen und sprachlich kontextuali- siert. Schüler und Studierende werden fortwäh- rend angehalten, sich auf Visuelles einzulassen und ihre Gedanken hierzu zur Sprache zu bringen. Aufgrund der langen Geschichte der Geographie, das Geographische über Visualisierungen in den Blick zu nehmen und darzustellen, ist es für den heutigen Geographen und die heutige Geographin, deren Gegenwart und Zukunft in seiner oder ihrer Visuelle Vermittlung: zwischen sinnlichem Erleben und kognitiver Reflexion fachlichen Herkunft gründet, notwendig, das Bild(liche) als konstitutives Moment der Geogra- phie zu begreifen. Die Anerkennung des Visuellen als spezifisch geographische Epistemik ist auch deshalb not- wendig, da man die Geographie überhaupt nur unter der Berücksichtigung des Anschauungs- charakters der Erde verstehen kann. Ausgehend von dem erweiterten Bildbegriff, der nicht mehr an der Idee des Abbildes interessiert ist, d. h. wie das Bild eine vorausgesetzte Realität spiegelt, sondern daran, wie der Geograph oder die Geo- graphin sich zum Bild in Beziehung setzt und den Bildsinn freilegt, fragen wir, wie sich der spezifisch geographische Umgang mit dem Bild und dem Bildlichen ausgehend von konkreten Beispielen theoretisch beschreiben lässt. Wir stellen uns die Frage, wie wir über sinnli- che Begegnung mit dem Bild zu Erkenntnissen gelangen können bzw. wie sich sinnliches Erle- ben und rationales Erkennen sinnvoll ins Verhält- nis setzen lassen. [1] Dickel, M. (2016): Kartographische Konventionen über Kartenkunst befragen. In: Gryl, I. (Hrsg.): Diercke Methoden. Reflexive Kartenarbeit. Braunschweig: Westermann, 208-221. [2] Dickel, M. & F. Pettig (2017): Unheimliches Fukushima. Auf Streif- zug durch die Geisterstadt Namie mit Google Streetview. In: Jahnke, H., A. Schlottmann & M. Dickel (Hrsg.): Räume visualisieren. Geo- graphiedidaktische Forschungen Band 62. Münster: readbox, 247-267. [3] Pettig, F. (2016): Mapping — Möglichkeitsräume erfahren. An– und Aufsichten im Geographieunterricht am Beispiel Berlins. In: Gryl, I. (Hrsg.): Diercke Methoden. Reflexive Kartenarbeit. Braunschweig: Westermann, 194-198. Abb. 1. Der Geograph. Johannes Vermeer, 1669.

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