Fakultätsbericht 2016-2017
Professur für Strukturgeologie Prof. Dr. Kamil Ustaszewski Forschungsschwerpunkte Tektonische Entwicklung von Kollisionsgebirgen (Alpen, Balkan-Halbinsel, Taiwan, Irak) Analyse der Versagenstendenz präexistenter Flächen in Reservoirgesteinen der oberen Kruste 2D- und 3D-Modellierung geologischer Strukturen Aktive Tektonik und Paläoseismologie 128 — FORSCHUNG Im Rahmen des SPP2017 – Mountain building processes in 4D (www.spp-mountainbuilding.de ) forschen wir an aktiver Tektonik in Slowenien und im italienischen Friaul (Abb. 1). Die stärksten Krustenbewegungen des gesamten Alpenraums treten in den östlichen Südalpen und den Dinari- den auf. Diese Deformation manifestiert sich so- wohl in der rezenten Seismizität als auch in geo- dätischen Messungen (z.B. GPS). Vergleichswei- se unbekannt ist jedoch, welche tektonischen Störungen in diesem Gebiet als aktiv angesehen werden müssen und wie hoch die Bewegungsra- ten einzelner Störungen sind. Aktive Tektonik in Slowenien und im Friaul im Rahmen des SPP2017 „Mountain Building Processes in 4D“ Auch herrscht bislang wenig Klarheit über die maximal zu erwartende Erdbebenmagnitude und darüber, wann die letzten schweren Beben statt- gefunden haben. Wir schließen diese Wissenslü- cken durch die Analyse von hochauflösenden Geländemodellen, die es erlauben, Anzeichen für rezente Deformation in der Landschaft zu identi- fizieren. Mit Hilfe geologischer Kartierung und geophysikalischer Prospektion sollen die Lage und die Geometrie aktiver Strukturen erkundet werden. Diese Daten werden uns erlauben, ge- zielt Schurfe anzulegen und die Bewegungsraten der Störungen sowie das Alter der letzten schwe- ren Erdbeben zu bestimmen. Schließlich untersu- chen wir den Einfluss der tektonischen Aktivität auf regionale Erosionsraten durch die Messung kosmogener Nuklide ( 10 Be) in Fluss-Sedimenten. Dies erlaubt dann, anhand von Erosionsraten Rückschlüsse auf aktive Tektonik im gesamten Alpenraum auf Zeitskalen von mehreren Tausen- den von Jahren zu ziehen. Unser Team setzt sich aus Geologen, Geophysikern und Geochemikern der Universität Jena, der RWTH Aachen (Prof. K. Reicherter), und des GFZ Potsdam (Prof. F. von Blanckenburg) zusammen; zusätzlich kooperie- ren wir mit Kollegen aus Italien, Österreich und Slowenien. Dr. Christoph Grützner hat für dieses Projekt eine eigene DFG-Stelle für 3 Jahre einge- worben. [1] Handy, M.R., Ustaszewski, K., Kissling, E. (2015): Reconstructing the Alps-Carpathians-Dinarides as a key to understanding switches in subduction polarity, slab gaps and surface motion. International Journal of Earth Sciences, 104, 1-26. [2] Blumetti, A. M., Gruetzner, C., Guerrieri, L., & Livio, F. (2017): Qua- ternary earthquakes: Geology and palaeoseismology for seismic hazard assessment. Quaternary International 451, 1-10, doi:10.1016/ j.quaint.2017.04.002. Abb. 1. Das Gebiet der östlichen Südalpen; rot eingezeichnet sind die vier größten aktiven Störungen. Weiße und graue Punkte sind historische und rezente Erdbeben; blaue Punkte sind 2017 bearbeitete Lokalitäten. Grafik: C. Grützner.
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