Fakultätsbericht 2016-2017
Lehrstuhl für Hydrogeologie Prof. Dr. Kai Uwe Totsche Forschungsschwerpunkte Vorsorgender und nachsorgender Boden- und Grundwasserschutz Trägervermittelter Stofftransport in natürlichen porösen Medien Bildung und Umwandlung mineralorganischer nanopartikulärer Mischphasen Kolloide und Biokolloide in natürlichen Systemen Biogeochemische Kreisläufe und Reaktionen an biogeochemischen Grenzflächen Modellentwicklung und numerische Simulation von Fluidfluss und reaktivem Stofftransport Schadstoffverhalten und -transport in Böden und Grundwassersystemen 126 — FORSCHUNG Mikroaggregate sind in etwa staubkorngroße, aus diversen Mineralpartikeln gebildete und durch natürliche organische „Klebstoffe“ stabilisierte, dreidimensionale, poröse Strukturen, die sich im Zuge der Bodenbildung aus dem Ausgangsge- stein unter dem Einfluss von Klima- und Lebewe- sen im Boden gebildet haben (Abb. 1). Sie sind ein, wenn nicht der wichtigste Lebensraum für Mikroorganismen in Böden und sind grundlegend für die Speicherung, Umwandlung und den Trans- port von u.a. Kohlenstoff und Wasser. Die Bedeu- tung des Bodens als größter terrestrischer Koh- lenstoffspeicher ‒ und damit für die Entwicklung von atmosphärischem Kohlendioxid und Methan ‒ Die DFG Forschergruppe RU 2179 MAD Soil: Rolle der Mikroaggregate für die Funktionen von Böden hängt entscheidend mit der Rolle und dem zu- künftigen Schicksal dieser Aggregate im Boden ab. Im Rahmen der von der DFG geförderten For- schergruppe MAD Soil, die am LS für Hydrogeo- logie koordiniert wird, beschäftigen wir uns mit der Bildung, Reifung und Umwandlung von Mi- kroaggregaten in landwirtschaftlich genutzten Böden. Damit setzt diese Forschergruppe in kon- sequenter Weise die neu identifizierten Wissens- defizite aus dem SPP1315 in einem fokussierten und koordinierten Forschungsprogramm fort. Mi- kroaggregate sind nicht nur ein faszinierender Lebensraum für eine Vielzahl von Kleinstlebewe- sen und Mikroorganismen, sondern grundlegen- de Elemente für die Fruchtbarkeit von Böden und damit für die landwirtschaftlichen Erträge. Das Wissen um die Bildung, Eigenschaften und Trans- formation der Mikroaggregate ist jedoch noch weitestgehend lückenhaft, was zu einem großen Teil daran gelegen ist, dass die für eine zerstö- rungsfreie Untersuchung notwendigen Techniken für diese sehr kleinen Objekte nicht zur Verfügung standen. Mittlerweile stehen uns jedoch Verfah- ren zur Verfügung, mit denen wir in die Welt der submikronskaligen Objekte und Prozesse Ein- blick nehmen können. Weitere Informationen: www.madsoil.uni-jena.de [1] Totsche, K.U., Amelung, W., Gerzabek, M.H., Guggenberger, G., Klumpp, E., Knief, C., Lehndorff, E., Mikutta, R., Peth, S., Prechtel, A., Ray, N., Kögel-Knabner, I. (2017): Microaggregates in soils. Journal of Plant Nutrition and Soil Science. doi:10.1002/jpln.201600451. Abb. 1. Rasterelektronenmikroskopische Aufnahme eines Bodenmikroaggregates (LS Hydrogeologie).
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