Fakultätsbericht 2016-2017
Abb. 2. Ziel des Projekts difo:stadt ist es, am Beispiel der Modellkommune Jena eine Online-Plattform zu entwickeln, die Bürger über stadtplanerische Aspekte informiert und in die Planungsprozesse verstärkt einbezieht. Foto: J. Schiemann. Das BMBF-Projekt difo:stadt hat zum Ziel, eine internetbasierte Schnittstelle zu entwickeln, mit deren Hilfe es möglich ist, Daten zu Planungs- und Entwicklungsvorhaben so aufzubereiten und zu visualisieren, dass auch Laien in die Lage ver- setzt werden, sich umfassend über stadtplaneri- sche Aspekte zu informieren und im Rahmen von Verfahren der Bürgerbeteiligung verstärkt an den Planungsprozessen teilzuhaben. Gegenstand des vom Lehrstuhl für Wirtschaftsgeographie koordi- nierten Teilprojekts ist es in diesem Zusammen- hang, das soziale und technische Umfeld der an- gestrebten technischen Lösung näher zu analy- sieren. Konkret werden zu diesem Zweck die Anforderungen potenzieller Nutzer an eine sol- che Lösung bzw. die tatsächliche Zufriedenheit der Nutzer mit der im Projekt entwickelten Pilot- anwendung erhoben. Darüber hinaus gilt es, be- reits ähnliche, bereits existierende Produkte im Hinblick auf ihren Funktionsumfang zu analysie- ren und mögliche Preismodelle und Vertriebska- näle der von den Projektpartnern erarbeiteten Lösung zu eruieren. Die Datengewinnung im Projekt stützt sich auf den Einsatz leitfadenge- stützter Experteninterviews und standardisierter FORSCHUNG — 107 difo:stadt – Digital unterstütze und animierende Bürgerbeteiligung bei Entscheidungen des nachhaltigen Flächenmanagements und der Ressourceneffizienz am Beispiel der Modelkommune Jena schriftlicher Befragungen. Die Ergebnisse des Projekts sollen in praxisorientierten und grundla- genorientierten Zeitschriften veröffentlicht wer- den und darüber hinaus auch in die universitäre Lehre einfließen. DFG-Forschungsnetzwerk: Humangeographische Forschungsperspektiven nach dem „practice turn“ in den Sozialwissenschaften Mit seiner 1996 veröffentlichten Theorie der sozi- alen Praktiken setzt Theodore Schatzki neue und relevante Impulse für die Konzeptionen sozialen Handelns in den Sozialwissenschaften. Im Mit- telpunkt stehen dabei Fragen nach der Konstituti- on des Sozialen und nach Verflechtung individu- eller Handlungsweisen mit übergeordneten sozi- alen Phänomenen. Zentrale Konzepte in Schatz- kis Theorie sind zum einen „Praktiken-Arrangement- Bündel“, die verstärkt das Materielle für die Kon- stitution des Sozialen berücksichtigen, und zum anderen der "Zeit-Raum" sozialer Praktiken. Eine Analyse der Orchestrierung von Zeit, Raum und Praktiken und deren Verdichtung zu "place-path- arrays" ist der daraus folgende Auftrag für empi- rische Forschung. Der Zweck des Forschungs- netzwerks ist die Bündelung solcher praktiken- theoretischer Forschung unter deutschsprachi- gen Humangeographen mit dem Ziel theoreti- sche und methodologische Themen zu diskutie- ren und diese für die humangeographische For- schung weiterzuentwickeln. An dem Forschungs- netzwerk nehmen Wissenschaftler unterschiedli- cher humangeographischer Ausrichtung teil, die anhand von drei Querschnittsthemen (politische Praktiken, Praktiken der wirtschaftlichen Trans- formation und des Marktes, Praktiken des Kon- sums) die Theorie der sozialen Praktiken aufar- beiten und den von ihnen bearbeiteten Forschungs- themen neue Impulse zuführen wollen. Der Er- kenntnisgewinn aus der dreijährigen Kooperati- on soll in gemeinsamen Themenheften und einem Handbuch zu „Praktiken und Raum“ fest- gehalten werden.
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