Fakultätsbericht 2016-2017

Lehrstuhl für Sozialgeographie Prof. Dr. Benno Werlen Forschungsschwerpunkte Wie sind Gesellschaften in räumlicher Hinsicht organisiert? Welche Rolle spielt der Raum für das gesellschaftliche Zusammenleben? Diese beiden Fragen stehen im Zentrum des sozialgeographischen Forschungsinteresses. Thematisch schließt die Sozialgeographie die Erklärung von Stadtentwicklung und die Analyse von Prozessen der Globalisierung und Regionalisierung ein. Sie beschäftigt sich außer- dem mit unterschiedlichen kulturellen Lebensformen in ihren regionalen und lokalen Ausprägungen sowie mit der historischen Entwicklung von Techniken der Naturnutzung und den daraus resultierenden Kulturlandschaften.  Theorie und Empirie gesellschaftlicher Raumverhältnisse  Globalisierung und Regionalisierung  Regionalismus und Nationalismus  Geographien der Technik und der Medien  Geographische Konsumforschung  Erinnerungsorte 104 — FORSCHUNG Die räumlichen Bezüge des Alltagshandelns ver- ändern sich durch den Einzug digitaler Technik und digitaler Medien grundlegend. Dabei fungiert das Digitale nicht nur als technisches Mittel der zunehmend mühelosen Distanzüberwindung und Vernetzung, sondern auch als Träger neuer kultu- reller Formen und Praktiken. Im Rahmen des Pro- jekts sind verschiedene Arbeiten am Lehrstuhl für Sozialgeographie entstanden. So wird etwa die zunehmend populäre digitale Laienkartogra- phie („Volunteered Geographic Information“) als Mittel der alltäglichen Raumkonstruktion unter- sucht. Auch wird in einem größeren theoretischen und historischen Bogen nach Vorläufern der digi- Geographies of Digital Culture In diesem interdisziplinären Projekt werden am Beispiel der Erinnerungsforschung, der Globali- sierungsforschung sowie der historischen Sem- antik gemeinsame Bezugspunkte und Konver- genzen aktueller sozialgeographischer und ge- schichtswissenschaftlicher Ansätze exploriert. Die historische Erforschung gesellschaftlicher Raumverhältnisse ist dabei mit besonderen Her- ausforderungen konfrontiert: erkenntnistheoreti- sche und methodologische Differenzen von Ge- Erinnerungsorte schichtswissenschaft und Sozialgeographie ei- nerseits, und ein fachgeschichtlich problemati- sches Erbe der Historischen Geographie anderer- seits. Im Forschungsprojekt werden z. B. anhand der raumbezogenen Erinnerung an die deutsch- deutsche Teilung („Mauererinnerungen“) oder der historischen Beschreibung „neuer“ Medien und Techniken („historische Raumsprache“) neue Ansätze zu einer sozialwissenschaftlich fundier- ten historischen Raumforschung entwickelt. talen Revolution seit dem 19. Jahrhundert ge- fragt im Sinne eines Vergleichs mit zeitgenössi- schen Deutungen früherer Momente der Trans- formation gesellschaftlicher Raumverhältnisse. Darüber hinaus umfasst das Projekt Studien zur digitalen Transformation gesellschaftlicher Raumverhältnisse in den Bereichen Mobilität, Finanzwirtschaft und Gesundheitswesen. [1] Felgenhauer, T.,Gäbler, K. (2018) (Hg.): Geographies of Digital Culture. London/New York: Routledge. [2] Felgenhauer, T. (2017): Self-explanatory or just easy-to-use? A theoretical approach to the emancipatory potential of Volunteered Geographic Information (VGI); GeoJournal (DOI 10.1007/s10708-017-9794-7; online first).

RkJQdWJsaXNoZXIy OTI3Njg=